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Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
Entstehung
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Taler betragen haben; für damalige Zeit eine riesige Summe. Er ließ alle Rechnungen darüber verbrennen.

So verschwenderisch aber der König auch seine Grenadiere mit Gunstbezeugungen überhäufte und ver­wöhnte: sie fanden die Freiheitsberaubung und die bei aller väterlichen Milde unerbittliche Strenge des Königs doch unerträglich. Desertionen und Exzesse blieben nicht aus. Sie wurden streng geahndet. Der besondere Militärgalgen stand am holländischen Viertel auf der Wiese, der Pranger als hölzerner Esel auf dem Markt­platz. Abschreckende Hinrichtungen werden auch von Zivilpersonen berichtet, die letzte Folterung 1729 von einer Kindesmörderin. Seitdem konnten die Folterwerkzeuge und die eiserne Jungfrau im Amtshause (Packhof) am Ende der Burgstraße rosten. Die damals und später häufig aufgefrischten Edikte gegen Kindesmord lassen die sittlichen Zustände jener Zeit in keinem guten Lichte er­scheinen. Auch in Potsdam waren die sittlichen Zustände schlecht, trotzdem der König bemüht war, sie durch Heiraten der Grenadiere zu heben. (So mußten nach Eintreffen des dritten Bataillons im Juli 1738 nicht weniger als 70 Grenadiere vor den Traualtar der Garnisonkirche treten).

Bedenklich waren Anschläge gegen die Person des Königs und eine Verschwörung der Kroaten unter den Grenadieren (1730), die durch den Pater Bruns in der Beichte erfahren wurden und rechtzeitig ohne Namens­nennung vereitelt werden konntm. Auch Verschwörungen von Ungarn 1736, Russen und Engländern 1736 und Franzosen 1739 wurden im Keime erstickt.

Ob die Pläne des Königs aus eine weitere Ver­mehrung der Garnison abzielten, ist nicht sicher.