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Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
Entstehung
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Die rege Bautätigkeit des Königs, die mit Aus­nahme der Kriege bis zu seinem Tode anhielt, mußte von den Gewerken in erster Linie das Bauh andwerk und die verwandten Gewerbe fördern, die damals in der Bürgerschaft einen breiten Raum eingenommen haben, begleitet von einem stattlichen Stabe von Künstlern (Bau­meistern, Bildhauern, Ciseleuren, Malern) bis hinab zu Maurern und Zimmerleuten, die zum Teil in eigenen Häusern am Abhang des Brauhausberges angesiedelt wurden.

Fabriken und Manufakturen erfreuten sich besonderer Gunst und Unterstützung des Königs. Er verlieh der Stadt 1741 die Kantonfreiheit, um die Störung durch Aushebung gewerblicher Arbeitskräfte abzuwenden, deren die Stadt in immer stärkerem Maße bedurfte. Außer einiger keramischer Industrie (Fayencefabrik in Delfter Art, schwarze Kachelöfen mit Roccoco- und Gardestern- Mustern), einer Fabrik von Drechslerwaren in Elfenbein und Schildpatt (Ratmann Betche) mit Monopol für ganz Preußen (die sich allerdings nicht lange halten konnte), der Tabaksfabrik, kleinen Fabriken für Bleistifte, Gold- und Silberdraht, Metallknöpfen, Nähnadeln, Tapeten und nicht unbedeutenden Lohgerbereien überwog die Textil­industrie bei weitem. Neben ansehnlicher Fabrikation von Broderien, Blonden und Kanten und neben Färbereien (darunter eine Türkischrotfärberei im Schlößchen Caputh) spielen die vier großen Textilzweige: Wolle, Leinen, Seide und jetzt auch Baumwolle, eine beherrschende Rolle in dem Erwerbsleben der Stadt und drücken ihr den Stempel­einer Textilstadt auf.

Dieses Gepräge wird noch verstärkt durch die Nachbar­kolonie Nowawes, die der König 1751 für vorwiegend