Seidenbau und die Seidenfabrikation (Sammet) die Knaben in großer Zahl in Anspruch, ja zeitweise stand das Potsdamer Waisenhaus im Mittelpunkt der Seidenbau-Bestrebungen. Neben den eigenen Lazaretten (Gelände des Kadettenhauses in der Teltower Vorstadt) hatte das Waisenhaus eine große Maulbeerplantage mit Seidenhaus und Haspelhaus. Dazu wurde 1750 in der Saar- munder Heide (jetzt , Forsthaus-Plantagenhaus) eine 52 Morgen große Pla'ntage mit 6000 Maulbeerbäumen, Haus und Gehege (für 9000 Taler) angelegt. Die Urbarmachung kostete allein 5000 Taler und wurde ebenso wie das Pflanzen und Begießen der in dem schlechtesten Sandboden stehenden Bäumchen von den Waisenknaben besorgt, die in der Sommerhitze den einstündigen Weg zurücklegen mußten. Die Plantage machte gänzlich Fiasko. Den Knaben lag auch die Wartung und Fütterung der Seidenraupen mit den selbstgepflückten Blättern und das Abhaspeln in der Seidenbauanstalt des früheren Jäger- Hofes ob.
Noch trauriger sah es im Mädchenhause aus, nach dessen Verlegung in die Lindenstraße 1753 die Bezeichnung „Großes Militärwaisenhaus" aufkommt. Waren die Mädchen schon vor 1740 in der Textilindustrie beschäftigt, so gehen sie ganz in der Industrie auf, seit 1743 eine große Brabanter (Spitzen- und) Kantenfabrik, 1749 eine Ausnähefabrik für Batiststickerei (Blonden) von Joel, 1763 eine Gold- und Silber-Klöppelfabrik (wie die Kantenfabrik von Ephraim betrieben) eingerichtet wurde. Im Jahre 1763 waren 320 Mädchen in der Kanten- 116 in der Ausnähe-, 32 in der Gold- und Silber-Klöppelfabrik beschäftigt. Die Arbeitszeit wurde bis auf wöchentlich 37 Stunden gesteigert, später auf 35 Stunden gekürzt.