93
der Berliner Seidenindustrie in den 1790er Jahren noch mitgemacht hatte, vernichtete der Zusammenbruch von 1806 seine blühende Industrie. Aber der Anteil Potsdams an der großen nationalen Seidenindustrie mit ihrer Erziehung zur gewerblichen Arbeit gibt der Industrie-Stadt Potsdam ebenso wie der Anteil an der Fortbildung des Heeres eine beachtenswerte geschichtliche Bedeutung.
Auffallend ist die starke Beteiligung t der Judenschaf an der Potsdamer Seidenindustrie. Friedrich II. konnte trotz seiner sonstigen Abneigung gegen die Juden und trotz ihrer Einschränkung (z. B. in Breslau) ihren Unternehmungsgeist ebensowenig entbehren wie sein Vater. Besonders nicht in der mit großem Handel verknüpften Seidenindustrie.
Die Potsdamer Judenschaft besaß übrigens am am Schraderberg ihren eigenen Friedhof und zur Synagoge nacheinander die Läufer Kupferschmiede- (Ebräer-)Str. 4, (seit 1748), Iägerstr. 18 (seit 1763) und Wilhelmsplatz 1, wo 1766 auf Königliche Kosten die Synagoge neu aufgebaut wurde.
Im Jahr 1784 waren 307 Juden in Potsdam.
In der Stadtverfassung hat sich in der Regierungszeit Friedrichs des Großen nicht viel geändert. Die Justiz, die im argen lag, erhielt 1749 ein neues Reglement; der Erste und Justiz-Bürgermeister Klinte wurde kassiert. Die sich ebenfalls in Llnordung befindende Polizeiverwaltung mit ihren mannigfachen Aufgaben tritt an erste Stelle. Der Polizei-Bürgermeister wird Consul äiri§en8. Die eigene Polizeiverwaltung der französischen Kolonie, die mit eigener Justiz im übrigen noch immer ein Fremdkörper in der Stadt bleibt, wird 1751 aufgehoben. Auch die Eximirten werden dem Polizei-