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Aufenthalt unter der Bedingung der Ansiedelung gestattet, so dem früheren französischen Gesandten in Berlin, Lomte äe iVloustier, der Templin kaufte. Vorübergehend fanden auch emigrierte Nonnen in der Priesterstraße Aufnahme.
Der Tod Friedrichs des Großen hatte zunächst nichts an dem Charakter der Stadt Potsdam geändert. Es blieb auch die bevorzugte Residenz. Der neue König, der eine Vorliebe für die reizende Lage des Heiligen Sees hatte, baute sich ein mit Marmor verziertes Schloß an dem von ihm zusammengekauften, aus Gärten und Weinbergen bestehenden westlichen Ufer des Heiligen Sees, das er in einen großen, von Alleen durchzogenen Garten, den „Neuen Garten" umwandelte. Dem infolge kalter Jahre schon stark geschädigten Weinbau Potsdams wurde dadurch noch mehr Abbruch getan. Das Schloß verband der König über Schwanenbrücke und Glienicker Brücke (deren Zugang jetzt die neue Königstraße wird) mit Berlin durch die erste Chaussee in Preußen. Die manchmal fast neunstündige Fahrt mit der Journaliere, die seit 1754 als besondere Fahrpost neben der gewöhnlichen zweimal täglich zwischen Berlin und Potsdam für 16 Groschen fuhr, wird dadurch erheblich abgekürzt worden sein.
Den humanen Anschauungen Friedrich Wilhelms II. verdankt Potsdam die dringend notwendige Reform des Großen Waisenhauses. Die Versuche, einen Teil der Zöglinge aufs Land auszutun und dadurch ihre Gesundheit zu kräftigen, waren erfolglos geblieben. Die Ausnützung war dort die gleiche; ja, viele Knaben kamen zu Krüppeln geschlagen zurück. Als 1795 die traurigen Kontrakte mit den Lnlrepreneurs abliefen, wurden sie