Druckschrift 
Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
Entstehung
Seite
132
Einzelbild herunterladen

132

Bedingungen ihres wirtschaftlichen Daseins beseitigt. Hieran konnte das zeitweilige Fortbestehen und die Neugründung vereinzelter gewerblicher Betriebe nichts ändern. Anstelle der Industriestadt entwickelte sich mehr und mehr die Beamtenstadt (siehe Seite 117) und Fremdenstadt. (Schon unter Friedrich II. war Potsdam ein Anziehungspunkt für Fremde geworden.) 1836 führt St. Paul 17 Zivilverwaltungs-, Justiz- und Militär­behörden (gegen 11 im Jahre 1814) in Potsdam auf. Dazu kam 1838 das Direktorium der Berlin-Magdeburger Eisenbahn, das hier bis 1868 seinen Sitz hatte.

Allerdings barg die Umwandlung für das Wirt­schaftsleben der Bürgerschaft den Keim neuer Daseins­und Erwerbsmöglichkeiten in sich; die Vermehrung der Behörden bedingte den Zuzug einer größeren Anzahl wohlhabender Familien (etwa 300 Familien der Beamten der Regierung und Oberrechnungskammer), die als Mieter und Käufer für Hauseigentümer, Kaufleute und Hand­werker in Betracht kamen. Dennoch lastete noch lange der allgemeine Stillstand in Handel und Gewerbe, der wachsende Steuerdruck, zugleich die Verarmung weiter Kreise der Potsdamer Bevölkerung schwer auf der er­werbstätigen Bürgerschaft. Nur wirtschaftliche Gründe dieser Art lagen offenbar vor, als 1822 bei der Feier des 25 jährigen Regierungsjubiläums des allverehrten Königs nur drei Stadtverordnete sich als Teilnehmer an dem im Schauspielhause veranstalteten Festmahl meldeten. Wohl aus denselben Gründen erklärte damals der Ober­bürgermeister St. Paul:am höchsten und heiligsten feiere man den Tag dadurch, daß am 16. November die Schule in der Teltower Vorstadt eröffnet werde." Ein unzwei­deutiges Zeugnis für die Stockung des geschäftlichen