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von der Seehandlung; ferner die Iacobssche Zuckerfabrik. Wie im 18. Jahrhundert, so stellte auch jetzt die Gewehr- fabrik in der Waisenstraße mit etwa 200 Arbeitern und Beamten einen der wichtigsten gewerblichen Betriebe dar. Der Staat kaufte die Fabrik 1852 und verlegte sie 1853/55 nach Spandau. Die altberühmte Tabaksfabrik in der Schockstraße 27/28, von Samuel und Pierre Schock, zur Zeit Friedrich des Großen gegründet, wurde 1825 von Schocks Erben an eine Berliner Firma verkauft; einige Jahre später wurde der Betrieb eingestellt.
Die Seidenindustrie hatte nach 1806 nur ein kümmerliches Dasein gefristet. Immerhin hatten Stieff und Sommerburg noch am Bassin kleine Fabriken. Erst 1831 legte Stieff in der Behlertstraße unter Sammlung des alten Arbeiterstammes mit frischem Zuzug aus Schlesien und dem Rheinland eine größere Fabrik an, die mit Atlasausfuhr nach Amerika in der Mitte der 1850er Jahre ihre größte Ausdehnung erreichte (70—80 Stühle). Heute beschränkt sie sich auf Herstellung von Namensetiquetten.
Stieff pflegte auch den Seidenbau hinter der Fabrik mit eigener Plantage und unter Verwendung von Cocons und Maulbeerblättern aus Bornstädt und Glienicke. Doch ließ er 1854, als die Raupen erfroren, und auch weil gehaspelt wurde, den Seidenbau wieder eingehen. In der Mitte der 1820er Jahre war tatkräftigen Privatmännern die Wiederbelebung des Seidenbaues in der Kurmark gelungen. Wieder ging Potsdam als Muster voran. Der um die Waisenpflege hoch verdiente Regierungsrat von Türk (siehe Seite 229) legte am Griebnitzsee bei seinem Türkshof, der noch heute im Besitz seiner Familie ist und in seiner schlichten Erscheinung inmitten der anspruchsvollen Villen von Neubabelsberg an bescheidenere