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Hos in der Mitte, Abschluß nach der Stadtseite durch eine Flucht von geringer Höhe mit Tor. Dieser Abschluß war unter dem Großen Kurfürsten schon geplant, wurde aber erst unter seinem Nachfolger in prunkvollerer Form hergestellt. 1682 kam man zu einer vorläufigen Beendigung der ganzen Anlage. Im Äußeren verleugnet sich der französische Charakter in den steilen Dächern nicht, wenn auch die Fassaden einfache Putzflächen zeigten. Der Baumeister, Philipp de Chieze, war als Architekt Schüler der Franzosen, das zeigt der Grundriß und Lauptsaal des alten Schlosses. Aber in einem Punkte mußte er sich hier wohl dem persönlichen Geschmacks seines Herrn fügen. Die drei Risalite des corps de logis (Hauptgebäudes) tragen belvedereartige Aufsatztürme, der mittlere von ihnen ist von überragender Höhe und macht einen ganz unfranzösischen Eindruck. Hier sind holländische Vorbilder bestimmend gewesen. Der weite und schöne Prospekt auf das flache Land ist in Holland beliebt, so zeigen die dortigen Lusthäuser (z. B. das Laus im Bosch) Aufsatztürme, so ist auch die berühmte Kuppelhalle des Kampenschen Stadthauses zu Amsterdam (jetzigen Königlichen Palais) nichts Anderes. Die Liebhaberei des Kurfürsten war bestimmend; Friedrich Wilhelm hatte in Holland seinen Blick an der holländischen Flächennatur geschult, daher zeigt er als erster eine wahrhaft große Auffassung der Potsdamer Landschaft, dieser Auffassung aber diente die eigentümliche Anlage auf den Dächern der neuen Residenz. Von hier aus konnte man die Wiesen und Wasserflächen, die umkränzenden Hügel als eine Einheit erfassen, und schon der große brandenburgische Herrscher suchte sie einheitlich
künstlerisch zu durchdringen. Der Meister des Stadtschlosses