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Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
Entstehung
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de Chieze baute auf seinen Befehl kleine Landsitze in­mitten von Park, Obst- und Weinanlagen. Für die künstlerische Anschauung der Gärten in der Ebene, der großen Wasserflächen sprechen die Aussichten, die sich von den neugeschaffenen Schlößchen aus bieten. Französischen Barockcharakter trägt Caputh (um 1660), das jetzt noch erhalten und in alter Schönheit wieder erstanden ist. Den holländischen Barockgiebel vor der Front weist nach uns überlieferten Bildern das verschwundene alte Lust­haus zu Bornim auf. In der Stadt Potsdam geht nur ein größerer Bau seiner Grundanlage nach sicher auf den Großen Kurfürsten zurück, das Predigerwitwen­haus in der Breiten Straße (1667). Hier scheint die Fassade im 19. Jahrhundert, aber nicht wesentlich, ver­ändert zu sein. Die toskanischen Pilaster können sehr gut noch von Nehring (+ 1695), der als Erbauer an­geführt wird, herrühren, finden sie sich doch auch an seinem Hauptwerk, dem Marstall, wieder. Das fran­zösische Mansardendach ist wohl dasselbe geblieben und wird nun überhaupt für alle größeren Gebäude vor­bildlich. Erst in der Zeit des großen Königs tritt es von 174063 ganz zurück, um dann noch einmal von Gontard und seinen Nachfolgern verwertet zu werden. Nach dem Tode Friedrich Wilhelms kam unter seinem Nachfolger Friedrich III. in stärkerer Weise der fran­zösische Einfluß zur Geltung. Der holländische Zier­garten wich einer regelmäßigen französischen Parkanlage, und an der Nordseite des Lustgartens erstand ein Orangeriegebäude (der jetzige Marstall) von Nehrings Hand. Französischer Herkunft ist die Umrißlinie des Daches, das eigentümlich niedrige Attikageschoß, die Kämpferbogenfenster und die römisch-jonischen Pilaster