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Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
Entstehung
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der französischen Akademie in der Art Francois Blondels (die starken vorgelegten Risalite mit Bandrustiken und barocken Pferdegruppen stammen erst von Knobelsdorfs). Französisch-klassizistisch ist auch de Bodts treffliches Markt- oder Fortunaportal des Stadtschlosses (1701). Seine klassizistischen Neigungen hatten in Holland und und England nur verstärkt werden können. Seine Bauten zeigen eine gewisse Nüchternheit in den Einzelheiten, eine akademische Regelrichtigkeit. Doch fehlen ihm barocke Neigungen nicht. Sein Marktportal, eine ganz originale Schöpfung, verkörpert ein aus Frankreich stammendes Portalmotiv. (S. de Brosse, Eingang zum Luxembourg- Palast 1611.) Eigenartig ist das konstruktiv gedachte Balkensystem, das die Kuppel trägt, von barocker Wucht die mächtigen Eckpfeiler des ersten Stocks mit ihren Trophäen. Der barocke Eindruck des Ganzen wird verstärkt durch den Gegensatz zwischen jenen Pfeilern und der dazwischen gespannten zierlichen Kuppel mit der drehbaren Fortuna. Wenn wir den Stichen von Broebes trauen dürfen, gewann damals auch die Dachkonstruktion eine mehr französische Form. Sicher ist wohl, daß die holländischen Aufsatztürme in dieser Zeit verschwanden; dann scheinen anstelle der einfachen Steildächer echte Mansarddächer getreten zu sein. Somit war durch Portalbau und Dächerumbau dem ganzen Gebäude ein stärkerer französischer Anstrich verliehen. Das entsprach den Tendenzen Friedrichs I. mehr; unter ihm ist der Einfluß Frankreichs in kultureller Beziehung überhaupt bedeutender als unter seinem Vorgänger und Nachfolger. Ganz dürftig aber wirken an dem neuem Königswohnsitz die einfachen Putzfassaden, die man seit der Regierung

Friedrich Wilhelms keiner Veränderung unterworfen