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hatte. Im Innern erhielt der große Saal herrlichen, noch heute erhaltmen Deckenschmuck von Schlüter (1695). Es sind die prächtigen Marmorputten, die auf dem Hauptgesims unter der Deckenwölbung zu spielen scheinen.
Friedrich Wilhelm I. ist als der eigentliche Erbauer Potsdams zu bezeichnen, seine Neuschöpfung ist von dem großen Sohne nur einem Ambau nach neuen künstlerischen Anschauungen unterzogen worden. — Die wichtigsten Daten seien vorangestellt. 1714 wurde der Lustgarten in einen Exerzierplatz, das Orangenhaus Nehrings in einen Reitstall verwandelt. Bis 1720 wurde die Altstadt gründlich erneuert. Reste älterer Bauten sind daher gar nicht erhalten. 1719—22 dehnte sich die Stadt bis zur Grenze der Charlottenstraße aus, 1733 folgte dann die zweite Stadterweiterung. Die Akzisemauer umschloß die neuen Teile. Friedrich der Große hat am Berliner Tore eine unwesentliche Änderung der Mauerlinie vorgenommen. Aus älterer Zeit stammt nur noch das Jägertor mit seinen toskanischen Pilasterbündeln an den Pfeilern. — Die Häuser, die überall neu erstanden, lassen sich in drei große Gruppen einteilen. Da sind zunächst die für Potsdam höchst bezeichnenden einfachen Fünffensterhäuser mit dem Giebelzimmer über der zweistöckigen, ganz schlichten Fassade. Sie sind typisch für die Soldatenstadt und wohl aus heimischer Bauart, dem praktischen Zwecke dienstbar, erwachsen. Sie zeigen überall dieselbe Zimmeranlage der Grundrisse und sind in der Fassade massiv, im übrigen als Fachwerkbauten errichtet. Erhalten haben sie sich noch in der Kirch-, Kriewitz- und Grünstraße und in größerem Rahmen in dem Stadtteil nördlich der Charlottenstraße, der durch diese, die Hohenzollern-, Kaiser Wilhelm- und Nauener Straße begrenzt