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streifen, vornehmer Fensterschmuck durch Umrahmung und eine Muschel als Schlußstein, in den meisten Fällen hat man selbst darauf verzichtet. Die Tätigkeit Philipp Gerlachs (1697—1748) hat hier sicher ein Feld der Betätigung gefunden. Er war ein Schüler von J. B. Broebes (seit 1687 in Berlin), der wieder auf Mansard und Levau zurückging. Die eigenartigste Leistung Gerlachs war die große Stadtschule (1735), Nauenerstraße 45, deren Ähnlichkeit mit Gerlachs Kammergericht in Berlin so auffallend erscheint. Dies ausgezeichnete Gebäude zeigt sich im Umriß wie vornehmlich im Mittelteile der Fassade von zurückhaltender Vornehmheit und ist ein bedeutendes Denkmal jener Richtung, die wohl die Motive aus Frankreich übernahm, sie aber in eigenartiger und zweckentsprechender Weise für heimatliche Bedürfnisse umzubilden verstand. Die letzte Zeit des Königs sah die Wendung zum holländischen Backsteinstil. — 1732 kam Johann Boumann in preußische Dienste. Als Vorläufer dieser Bauweise ist 1731 das kleine Jagdschloß Stern anzusehen; es zeigt zum ersten Mal den Ziegelrohbau Hollands. 1734 erstand das holländische Quartier, das erst unter dem Nachfolger ganz beendet wurde. Eine gewisse Abwechselung ist auch in ihm erstrebt. Die eine, die Mittelstraße, zeigt holländische Giebel, der Kreuzstraße dagegen fehlen sie völlig. An einzelnen, symmetrisch über den Block verteilten Häusern findet man wohl auch eine Verzierung der Tür und darüber neben dem Mittelfenster schmale Barockvoluten von Holz. Hier und da erscheinen auch eigentümliche Rustika-Ziegelpfeiler. Die entzückende kleine Gloriette des Bassins, damals auf einer Insel gelegen, gab einen Augenpunkt von Süden her mit ihrem seltsamen, chinesisch-holländischen Dache.