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Ein einziges ansehnlicheres Gebäude dieses Stils steht in der Lindenstraße, das heutige Amtsgericht. Es verbindet mit der schönen Umrißlinie des Daches, die an französische Einflüsse gemahnt, eindrucksvolle Backsteinarchitektur und einen reicheren Schmuck der Mittelachse der Fassade. Wie die Gerlachsche große Stadtschule zierte es wahrscheinlich ein (jetzt wieder hergestellter) Balkon (1734—37). Die neu erstandene Stadt schmückten drei schöne Kirchen: die Heiligegeist-, Garnison- und in der Mitte die St. Nicolai- oder Stadtkirche. Die Türme sind wohl in Anlehnung an englische (Christopher Wren) und holländische (de Keyzer und Goldmann) Turmbauten entstanden. Das Innere der Gotteshäuser spiegelt die Theorie des protestantischen Kirchenbaus, wie sie von Leonhard Sturm unter Hinblick auf jene Vorbilder ausgebildet worden ist, wieder. Auch bei ihnen finden wir nicht frostige Anlehnung und sklavische Nachbildung, sondern eigene geistvolle Erfassung und feine Durchbildung deutscher Schule. Die Heiligegeistkirche, im Grundriß ein Querhausbau, wurde als einstöckiges sehr einfaches Gebäude von Gayette (1726) aufgeführt. Sie hatte eine kunstvolle Fachwerkkonstruktion, in der sich der Erbauer noch später am Langen Stall (1734) üben konnte. An sie setzte Joh. Friedr. Grahl 1732—34 seinen schönen Turm mit dem durch eingekehlte Ecken geschaffenen Oktogon und der prächtigen offenen Turmhalle nebst Laterne. 1724 folgte die Stadtkirche mit ihrem wuchtigen Turmaufbau und der Form des griechischen Kreuzes als Grundriß (1796 abgebrannt). Auch ihre Außenseiten waren außerordentlich schlicht. Den Beschluß machte die Lieblingsschöpfung des Soldatenkönigs, die Garnisonkirche. Ihr Schöpfer ist Philipp Gerlach, der