die Jerusalemer Kirche in Berlin, den Parochialkirchturm daselbst und die Nikolaikirche in Potsdam geschaffen hatte. — Der Grundriß ist ein zentralisiertes Querhaus mit Emporen, über dem sich ein hohes Pyramidendach erhebt. Lange Fenster charakterisieren die Außenfronten. Kraftvoll und doch elegant steigt in drei Absätzen der klassizistisch-pilastrierte Turm auf, dessen aufgesetzte Halle das Glockenspiel birgt, über dessen Turmhelm die Wetterstange mit dem „nec soli cedit" prangt. In dieser Soldatenkirche schlafen unter den Trophäen siegreicher Kriege die beiden Begründer preußischer Großmacht, in der Nähe ihres ersten und vornehmsten Garderegiments. —
Eine neue, die zweite Kunstepoche brach für die Residenz mit der Thronbesteigung des Großen Königs an. Sie fällt noch in die Zeit des Barockstils, aber klassizistische Momente dringen in immer größerer Menge ein. Drei Abschnitte haben wir zu unterscheiden, den französisch-akademischen Klassizismus Knobelsdorffs, den palladianischen des Königs selbst und das klassizistische Barock Gontards und seiner Schule.
Das persönliche Verdienst Friedrichs, ein Zeichen seiner genialen Künstlernatur war, daß er daran ging, aus den Nützlichkeitsbauten seines Vaters Kunstbauten zu machen. Er wollte die gesamte Stadt nach einheit- lichen künstlerischen Prinzipien umschaffen. Der Imme- diatbaufonds diente ihm dazu, den Bürgern die nötigen Mittel für künstlerische Fassaden zur Verfügung zu stellen. Ein richtiges und gerechtes Arteil über sein Verfahren läßt sich nur gewinnen, wenn wir uns in seine Seele versetzen. Er gestaltete zuerst seine nächste Umgebung vom Standpunkte des Künstlers aus, seiner