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differenzierten Natur entsprach das für feinste, ja raffinierte Stimmungen berechnete Rokoko. In der Außenarchitektur liebte er im Beginn seiner Regierung ein kräftiges und ausdrucksvolles Barock oder einen harmonischen Klassizismus, der allerdings durch reiches Schmuckwerk barockisiert wurde. Die Stadt selbst faßte er als weitere Umgebung seines Schlosses in einen künstlerischen Rahmen, soweit es seinen Interessen diente, die Straßenfronten sollten sich ihm schön repräsentieren. Auf ihn selbst war alles abgestimmt, sein Geschmack in die Architektur der Privathäuser übertragen; er scheute, auch hierin ein Kind der Barockzeit, selbst Kulissenbauten zum Zwecke nur schöner Wirkung nicht. . . So ist Schloß und Stadt lediglich Widerspiel seiner Geschmacksrichtungen und als künstlerische Umgebung eines fein empfindenden Mannes zu werten. Dies ist das merkwürdige der neuen Schöpfungen, das alles konzentrisch schließlich auf die Seele des königlichen Künstlers hin angelegt wird; die Potsdamer Stadtarchitektur steht daher schon ganz im allgemeinen in Europa schlechtweg einzig da. — In diesem Zusammenhang muß noch ein Wort über die Parkanlagen gesagt werden. Der Park von Sanssouci läßt nur noch ungefähr den früheren Charakter erkennen. Die stark barock wirkenden Bauten Knobelsdorffs am Eingang, das Tor mit den gekuppelten Säulen und die Muschelgrotte deuten auf den alten Zustand hin. Stark nivellierend hat in späterer Zeit der Landschaftsstil gewirkt, fast nur die Hauptallee und die Terrassen haben ihm getrotzt. — Wenn wir die ursprüngliche Gestalt vor uns erstehen lassen, so wird auch diese Anlage ein Dokument für die von mannigfachen Anregungen leicht berührte seelische Stimmung des