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deutlicher in die Erscheinung. — Das Meisterwerk des Königs war das Neue Palais (1763—1770). Auch hier war Büring noch für die Entwürfe tätig. Es ist typisch für die Anwendung der palladianisch-britischen Formensprache mit seinen mächtigen durchgehenden Kom- positpilastern, den Backsteininterkolummien, der Turmhalle, die ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit Castle Howard verleiht, Vanbrughs Schloßkunst ist wohl Vorbild gewesen. Das Neue Palais war als großes Familienhaus gedacht, es enthielt Wohnungen des Königs, für den Prinzen Heinrich, die braunschweigischen Herrschaften, den Thronfolger, den Marquis d'Argens. Alle Privatgemächer waren in reichem Rokokostile gehalten; großartig wirkte die barocke Muschelgrotte im Untergeschoß. Durch zwei Stockwerke lief der mächtige Marmorsaal des Mittelrisalits. Der gesamte Bau war schon 1756 geplant, wurde aber jetzt als Denkmal für die Siege des siebenjährigen Krieges ausgestaltet. Die Giebelfelder wie der Statuenschmuck der Attika zeigen den Perseusmythus, den Kampf des Heros mit feindlichen Gewalten, das Erblühen der Künste nach dem Siege. Als schönstes Sinnbild der neuen Zeit erheben auf der Höhe der Turmhalle die Grazien als Vertreterinnen der Kunst die preußische Königskrone. Englischen Ursprungs ist auch die gelegentliche Verwendung romantischer Motive, so das Drachenhaus (1770), eine kleine chinesische Pagode, und das Nauener Tor (1755) in gotischem Stile. Für den überreichen Statuenschmuck, der nach barocker Art die Gebäude ziert, sorgte eine ganze Bildhauerschule. Benkert, Giese, Kambly, Glume, Wohler treten zurück gegen den
tüchtigen Barockkünstler Ebenhecht (Laternenträger am