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Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
Entstehung
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Dritte wird äußerlich durch das Todesjahr Friedrich Wilhelms IV. 1861 begrenzt, geht aber in seinen Wirkungen fort bis in die achtziger Jahre des 19. Jahr­hunderts. Man kann ihn den Nachklassizismus oder Renaissancismus nennen, er wird begleitet von maurischer und frühchristlicher Romantik. Der neue Herrscher, Friedrich Wilhelm II., war ein Mann künstlerischen Empfindens. Ihm war das Neue sicherlich nicht nur eine Mode, sondem auch eine persönliche An­gelegenheit. So erklären sich, aus dem Bewußtsein der größeren Berechtigung klassischer Formen, die harten Ein­griffe in die Hinterlassenschaft Friedrichs. In Sanssouci, das zunächst als Wohnung diente, wurde das Schlaf- zimmer von Langhans in neuem Stile umgestaltet. Die Verzierungen und alten Tapeten verschwanden, ebenso die Puttenbalustrade des Alkovens, um mächtigen Säulen und namentlich an der Decke einer mattgetönten, antiken Vorbildern entlehnten Malerei Platz zu machen. Die große Rotunde im Park, des Klassizisten Knobels­dorff Werk, erschien in ihrem Verfall barockes Gerümpel und wurde abgebrochen. Die Marmorsäulen fanden am Marmorpalais Verwertung. Dies wurde die Residenz des Königs. Gontard war noch als Oberleiter der Ent­würfe und zuerst des Baues tätig, neben ihm aber schon Langhans für die Innenausstattung. Ihm wurde später die Bauleitung übertragen, 178793 arbeitete man an der Fertigstellung. 1790/91 erfolgte der Wechsel in der Leitung. Eine ganze Schar jüngerer Künstler war um die Lieblingsidee des Herrschers bemüht. Selbst Gontard hatte zwar noch die barocken Grundrißgedanken und den Turmaufbau angegeben, sich aber aufs äußerste der neuen Richtung in der Fassadengestaltung anpassen