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Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
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müssen. Ein klassischer Anstrich fehlt trotz der Ver­wendung toskanischer Säulen, den Hallen der Seitenflügel, der quadratischen Grundlage des Hauptbaues nicht. Im Sinne des Meisters ist unter Betonung des Harmonisch- Einfachen auch der Hauptsaal in weiß mit seinen fest­lichen korinthischen Säulen, den Reliefs vvn Schadow, gehalten, ebenso die Treppe von Krüger. Barock, aber maßvoll wirken die Puttenreliefs von Rode. Gontardisch- barock ist der sogenannte Muschelsaal des Erdgeschosses mit seinen Karyatiden, vor denen die Muschelleisten stark zurücktreten. Die Wanddekorationen und die Plafonds von Rode betonen den Charakter des Wasserschlosses. Die Lage am Wasser ist das Charakteristikum auch für die Parkgestaltung. Der vielbewunderte Wörlitzer Garten war das deutsche Vorbild. Im übrigen wurde der Neue Garten das erste konsequente Denkmal des neuen sentimentalen, englischen Gartenstils, wie er in den Kew Gardens an der Themse zum ersten Male Anwendung gefunden hatte. Rückkehr zur Natur, kunstvolle Nach­ahmung ihres Schaffens, Anregung des Gemütes durch bedeutungsvolle Bauwerke war die Signatur. Die fernen Zeiten und fremden Völker regten den romantischen Sinn auf, so finden wir chinesisch stilisierte Türme am Eingang, einen chinesischen Parasol, die gotische Meierei und die Bibliothek mit gotischen Möbeln und gotischem Netz- und Sterngewölbe (179294). Es schließen sich an die auf Ausblick berechnete Muschelgrotte 1792, die ägyptische Gestaltung des Orangerietores mit der streng gehaltenen Sphinx und den Idolen von Schadow, die Pyramide 1792, die Kanopen. Der Saal der Orangerie war im Stile der Loggien Raffaels, die wieder auf antiken Grottesken beruhen, gehalten. Nach klassischer