Druckschrift 
Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
Entstehung
Seite
189
Einzelbild herunterladen

189

seiner Richtung angehören, ist der vornehmste Bau das Zivil-Kasino in der Waisenstraße. Es besitzt im Grund­riß zwei Säle von erhabener Schönheit mit prunkvollen korinthischen Säulen, an der Außenfront eine eigenartig zurückhaltende Architektur mit zwei klassischen Giebeln und maßvollem Schmuckwerk. Alle unmotivierten Säulen­hallen sind vermieden, bürgerliche, zweckentsprechende Vor­nehmheit atmet das Ganze. Es ist neben der Bauschule in Berlin die originellste Leistung des Künstlers.

Der Beginn der Nikolaikirche auf dem Alten Markte fällt noch in die Regierung Friedrich Wilhelms III. Von 1826 sind die ersten Entwürfe. 1834 begann der Bau, um bis zur Fertigstellung des Sockels fortzuschreiten. 1837 gab man es auf, ihn fortzusetzen, da die großen Gewölbbogen infolge des sumpfigen Untergrundes Risse zeigten. Man befürchtete, Tambour und Kuppel würden zu schwer sein und nicht genügend gestützt werden können. So bedeckte man den Ring über den Gewölbzwickeln mit einer flachen Kuppel und gab als Abschluß darüber ein Satteldach mit Giebeldreieck nach dem Markte zu. Der Gesamteindruck war nunmehr der eines Theaters oder Museums statt einer Kirche. Nach Schinkels Tode hielt es Friedrich Wilhelm IV. für eine Ehrenpflicht, das Werk seines verstorbenen Freundes zu Ende zu führen. Stüler erhielt die Oberleitung, Persius die Baudirektion. Nach erneuter Prüfung der Fundammte, mit Errichtung von 4 Ecktürmen als Widerlagern begann der Bau 1843 von neuem und konnte 1850 als glücklich beendet angesehen werden. Über die Genesis der Entwürfe in des Meisters Geist unterrichtet uns ein Blatt von seiner Hand in dem Schinkel-Beuth-Museum zu Berlin. Den Häusern, die den Platz umgaben, entsprechend ging der Künstler aus von