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gesehen werden muß, die klassische Formensprache für ein größeres protestantisches Gotteshaus zu verwerten.
Die Umgebung der Stadt weist größere Spuren Schinkels in den Parkanlagen der drei Söhne Friedrich Wilhelms III., Friedrich Wilhelm, Wilhelm, Karl auf. Die trefflichste Leistung bietet uns Charlottenhof, das ganz auf den persönlichen Geschmack des Besitzers abgestimmt wurde (1825—27). Die kleine Villa, ein Umbau der ehemalig Gontardschen, gibt im Grundriß einen Mittelsalon und nach beiden Seiten anschließende Wohnzimmer, die aus den Treppenflur münden. Die dorische Terrassenhalle, die mächtige Exedra beherrschen das äußere Bild; den besten Beweis für das konstruktive, kraftvoll-harmonische Formempfinden des Meisters liefert das schlicht-schöne Gazellenportal. Das Gebäude, als Vorschloß zu dem geplanten großen Wasserpalais auf dem Tornow gedacht, deutet das Motiv des Wassers in dem Brunnen des Atriums, den Malereien der Exedra, der Fontäne auf der Terrasse, dem Wasserspiegel mit seinen Sprudeln an. Römische Erinnerungen an die Villa Albani klingen mit, die Vorliebe des Königs für den von hellenischem Geiste erfüllten Renaissancemaler Raffael kommt in Volpatos Stichen der Loggien und Stanzm zum Ausdruck. Wie Wächter vor der Gesamtanlage stehen die Statuen Cäsars und der Fortuna; sie sind zu Bauli in Gegenwart Friedrich Wilhelms ausgegraben und von ihm geistvoll als „Cäsar und sein Glück" bezeichnet worden. Als bedeutsames Symbol erheben sie sich an den Treppenaufgängen zum Ruhesitz des Herrschers. —
Nach italienischer Sitte vom Haupthaus getrennt, erstand in der Nähe ein Wirtschaftsgebäude, die Fabbrica oder das Gärtnerhaus (1823), ein stilisiertes Bauernhaus