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Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
Entstehung
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ein kleinerer klassischer Pavillon erhoben mit der Statue eines Windgottes (1823). Erwähnt werden können hier nur die Projekte für eine größere Schloßanlage in Charlottenhof und die weitere Ausgestaltung des Parks, des großen Hippodroms. Zur Höhe des Mühlenberges sollte eine Zufahrtsstraße führen, und dieser durch Viadukt mit Sanssouci verbunden werden. Sanssouci selbst, Orangerie und Klausberg wären dann durch Bogendrücken in Beziehung gesetzt worden. Die Verbindung der beiden letzten Punkte wurde unter Kaiser Wilhelm II. in etwas anderer Form tatsächlich geschaffen, und so um­zieht von Lindstedt bis zum Ruinenberge ein einheitliches Neu-Sanssouci den alten Königspark. Unvollendet blieb das Werk des Fürsten zurück, trotzdem hat sein Wirken unvertilgbare Spuren gelassen. Seine Gestaltung der

Landschaft Potsdam ist noch heute vorbildlich; die eigen­tümliche Schönheit des Havelgebiets, die in Deutschland

berechtigten Ruf genießt, verdanken wir ihm. -

Die große Bewegung des Klassizismus und der Romantik ging in den achtziger Jahren zu Ende. Ein Jahrhundert hatte sie in all ihren Phasen in Potsdam geherrscht, hatte das Ringen der Zeit um harmonische Schönheit verkörpert. Alle Möglichkeiten stilistischer Gestaltung schienen erschöpft, neue Ausgaben drängten sich seit der Gründung des Reiches. Wo sollte man die Formen dafür hernehmen? Das gewaltige Anwachsen der Volkszahl verursachte den Massenbau, die Her­stellung ganzer Stadtviertel, das gesteigerte Kraftgefühl, Prunk- und Luxusbedürfnis strebte nach Ausdruck in den großen Repräsentationsbauten. Die Überschätzung der Wissenschaft führte das Eindringen historischer Elemente in weite Kreise des gebildeten Bürgertums herbei. Es