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Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
Entstehung
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beginnt die Zeit der Auswahl der historischen Stile, des Eklektizismus. Der Übergangscharakter aller Werke dieser Zeit tritt in dem raschen Wechsel der Formen, die der Vergangenheit entnommen werden, her­vor. Die großen Anforderungen in architektonischer Beziehung trafen ein wenig vorbereitetes Geschlecht. Die Formensprache, die man anwandte, entbehrte zwar nicht überall der künstlerischen Kraft, aber doch der Originalität.

So finden sich denn zunächst Anlehnungen an die Hochrenaissance (z. B. beim Landgericht 1882). Die Backsteinarchitektur der 70 er Jahre wirkte ein. Umfang­reiche Verwertung der Verblendziegel unter Einbeziehung der Verblendomamentik fand in Berlin statt, sie geht im letzten Grunde auf Schinkels Bauakademie als Vor­bild zurück. Das Hauptgebäude des Observatoriums auf dem Brauhausberge (1877/79) und das Gymnasium (1878) weisen diese Einflüsse auf. Sehr einfache Re- naissanceandeutungen erhielt später die Gardeducorps- kaserne (1893), immerhin schuf hier der praktische Zweck eigene Hausformen und eine besondere Gesamtanlage. Keine historischen Anklänge und eigentlich architektonische Ansprüche boten dann die Ziegelbauten des Garnison­lazaretts (1890/94), des Schlachthofs (1892), des Elek- trizitätswerks (1902/03). Die romanische Richtung ist an der katholischen Kirche (ältere, italienische Backstein­romanik 1870) und am Augustastift (neuere, germanische Form 1901) vertreten. Die neue Gotik fand Verwertung (1885/87) an der Kaserne der I. Garde-Ulanen, der Kaserne der II. Gardeartilleriebrigade (1892/95), dem Hasenheyerstift und vornehmlich bei Kirchenbauten, Pfingst- (1896) und Erlöserkirche (1898). Die Gotische Mode