218
war, sah man ihn nach dem Vormittagsgottesdienste zu Fuß oder zu Pferde auf der Nauener Plantage, dem heutigen WilhelmsplaHe, um die Kutschen der wohlhabenden Einwohner vorüberfahren zu sehen, welche im Gefolge des Wagens der Königin von der Kirche aus dreimal die Plantage umfahren mußten.
1735 erschien unter dem Titel „Potsdammischer Merkurius" dreimal wöchentlich eine in Berlin gedruckte Zeitung, welche das Stück zu 6 Pf. oder quartaliter für 18 Gr. ausgegeben wurde und hier auf dem Postamte zu haben war. Doch brachte sie es nur auf 166 Nummern. Der Herausgeber war Graben zum Stein, welcher als Ersah für den verstorbenen Gundling und den entflohenen Faßmann als Hofnarr unter dem Titel eines Hofgelehren angestellt worden war. Gegen das Ende d. I. 1740 ließ er eine neue Wochenschrift erscheinen, „die Potsdammische Quintessenz". Sie brachte neben Nachrichten über Weltereigniffe auch solche über Potsdamer Geschichte, welche später vom Herausgeber, dem Hofbuchdrucker Henning, im Zusammenhänge gedruckt und als Geschichte Potsdams herausgegeben wurden.
Ein eifriger Lokalhistoriker erstand unserer Stadt bald darauf in dem Rektor der großen Schule Samuel Ger lach. Er versucht die Stadtbewohner seiner Zeit mit dem Satze zu charakterisieren: „Ansere Potsdamer werden noch immer Leute aufstellen können, die man andern zum Exempel setzen kann, ob man gleich andere vieler Laster wegen verachten muß." — Es war auch eine schwierige, kaum mögliche Sache das Bevölkerungsgemisch der Stadt kurz zu kennzeichnen. Der wendischen Fischerbevölkerung hatten sich nach und nach zugesellt Holländer, Pfälzer, Franzosen, Schweizer, Salzburger,