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Wallonen und Flamen. Dazu kam noch die bunte Soldateska aus aller Äerren Länder. Ein großer Teil dieser Zugewanderten dachte nicht daran, dauernd hier zu bleiben, sondem Abenteuer- und Gewinnsucht waren oft die Beweggründe ihres Kommens gewesen. Ein Volkskundiger aber vermag doch bei dem kleinen Teile wirklich bodenständig gewordener noch heute manches Überbleibsel in Wort, Spruch, Lied und Spiel zu erkennen, welches weither gebracht wurde und ungeachtet der stark wechselnden Potsdamer Bevölkerung an der Scholle haften geblieben ist.
Ein reges wissenschaftliches Leben entfaltete sich in Potsdam erst unter Friedrich II. durch das eigene Beispiel des Königs. Allerdings kannte Friedrich die deutsche Wissenschaft nicht und lud nur Ausländer, besonders Franzosen, an seinen Los. Zu diesen gehörten Mauper- tuis, der fein gebildete Provenzale Marquis d'Argens, Friedrichs treu ergebener literarischer Sekretär Darget und der Arzt de Lamettrie. Großen Wert legte Friedrich auf das Leranziehen der Gebrüder Keith aus Schottland, welche als Anhänger der Stuarts ihr Vaterland meiden mußten. Besonderen Reiz aber brachte Voltaires Gegenwart in das Leben von Sanssouci. Jeder nahm sich vor der Überlegenheit des Dichters zusammen und spannte sich zur vollen Äußerung seiner geistigen Kräfte an. Prinzen und Prinzessinnen beteiligten sich an den Aufführungen von Tragödien und fügten sich willig den Anforderungen des Meisters. Alles fing an, sich mit Wissenschaft und Poesie zu beschäftigen. Die Abendmahlzeit, bei der jeder Zwang verbannt war, pflegte den Kreis der Vertrauten zu heiterem Genüsse zu vereinigen. Adolf Menzels Gemälde stellt die Tafelrunde um 1750