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Geschichte der Stadt Potsdam / unter Mitwirkung von ... hrsg. von Julius Haeckel
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dar. Obenan sitzt der König, neben ihm, links vom Be­schauer General v. Stille, Voltaire, der Lordmarschall von Keith und ein nicht näher bezeichneter Gast. Gegen­über vom Könige sitzt Marquis d'Argens, an ihn reihen sich de Lamettrie, der Graf Rothenburg, Algarotti und Feldmarschall von Keith.

In dieser Zeit hatten in Potsdam zwei deutsche Dichter, Gleim und Ewald v. Kleist Freundschaft ge­schlossen. Gleim, ein glühender Verehrer Friedrichs, war Hauslehrer beim Obristen v. Schulz. Kleist stand seit 1740 in Garnison beim Regiment Prinz Heinrich, ohne Neigung für den Soldatenstand zu haben. Durch den Patriotismus Gleims lernte er seine Stellung als preußischer Offizier immer höher auffassen und die deutsche Literatur schätzen. Während der fröhliche Gleim sich in die Seele eines preußischen Offiziers dachte und seinem Freunde Kriegslieder sang, vertiefte sich Kleist beim Dichten immer mehr in die lieblichen Gemälde des Friedens. Eine fast unüberwindbare Sehnsucht nach dem Landleben ergriff ihn, welche er in seinemFrühling" verdichtete. Der Druck des Werkes erfolgte erst 1749

und erregte das Entzücken aller Literaturfreunde. -

Bei der letzten großen Durchforstung des Parkes von Sanssouci in den achtziger Jahren des vorigen Jahr­hunderts fiel die alte Pappel, in deren Rinde des Dichters Hand ein v K 1746 geschnitten hatte. Sie stand unweit der lieblichen Papenhovenschen Venus, von welcher E. v. Kleist sang:

Bezaubernd Bild, des Meißels Meisterstück,

Ach! schlüge deine Brust! Ach! wär dein Auge helle!

Ein jeder, der dich sieht, wünscht dir Elisens Glück Und sich an Amors Stelle."