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An anderer Stelle sagt er:
Sieh Papenhovens Meisterstück, der schönen Venus ins Gesicht: Sieh an den Mund des Marmorbildes! Man sieht die Stimm'
und hört sie nicht."-
Lessing, welcher seit 1753 den gelehrten Teil der Vossischen Zeitung redigierte, kam im Februar und März 1755 auf 7 Wochen nach Potsdam und vollendetes hier in einem auf der Wasserseite der heutigen Luisenstraße vor dem Kiewitt gelegenen Gartenhause in strenger Abgeschiedenheit das Trauerspiel Miß Sara Sampson. Er verkehrte in dieser Zeit nur mit dem etwas beschränkten Faktor der Voß'schen Buchhandlung und dieser verbreitete das Gerücht, der Dichter habe sich überstudiert.
In dieser bildungshungrigen Zeit herrschte in Potsdam großer Leseeifer. Die hier lebende Dichterin Caroline Rudolphi, welche in der Familie des Kammermusikers Franz Benda verkehrte, berichtet: „Abends wurde gewöhnlich vorgelesen. Die Wahl der Bücher war die des Zufalls. Gellerts, Weißens und Rabeners Schriften, Hagedorns, Uzens, Gleims, Kleists, Klop- stocks, Goethens (Götz und Werther) und Wielands Werke kamen durcheinander an die Reihe uud zwischen diesen das Elendste, was jene Zeit hervorbrachte; denn
die Buchmacherei war schon damals erfunden." -
Als der dritte Band von Klopstocks Messiade zu lange auf sich warten ließ, setzte ein Potsdamer Kaufmann, der aus Schönfeld bei Leipzig stammende F. L. Ludemann die Dichtung fort. Das Machwerk betitelte sich: „Der Messias, Elfter Gesang, Potsdam 1763.
Gleichgesinnte schöne Geister vereinigten sich auch hier zu literarischen Zirkeln. Hauptmann Stamford, welcher ein Bändchen zum Teil in Potsdam entstandener