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Gedichte veröffentlichte, spricht von einem literarischen Kreise, dessen dichtende Mitglieder sich ein gemeinschaftliches Thema zur poetischen Behandlung stellten. Der Briefwechsel dreier Potsdamer Offiziere von 1774—78 zeugt gleichfalls von dem Bildungseifer und dem Literaturinteresse der Zeit. Der eifrigste des kleinen Kreises, der spätere Direktor der Ingenieur-Akademie, v. Winanko, las Ossian, Hudebras von Butler, Thomson, Young, Borik, Calderon und Cervantes. Er studierte auch gelehrte Geschichtswerke in den fremden Sprachen. Von deutscher Literatur lasen und besprachen sie: Ramlers lyrische Blumenlese, Voß's Musenalmanach, Claudius, Julius v. Tarent von Leisewitz, Goethes Werther, Stella und Egmont, Herders Ideen zur Geschichte der Menschheit, Lavaters Physiognomik, das deutsche Museum, die allgemeine deutsche Bibliothek und viele andere heute vergessene Werke. Wie einst Ewald v. Kleist, der Dichter des Frühlings, welcher 1759 nach der Schlacht bei Kunersdorf den Heldentod gestorben war, wurde auch der reichbegabte Heinrich v. Kleist, der Dichter des Zerbrochenen Kruges, des Käthchen von Heilbronn, der Hermannschlacht, des Prinzen von Homburg sich hier seines Talentes bewußt. Von 1792—99 gehörte er der Potsdamer Garnison an und trieb bereits vom 2. Jahre seines hiesigen Aufenthaltes beim Konrektor Bauer, Griechisch, Latein, Mathematik und Philosophie, so daß er eigentlich mehr Student als Soldat war. Nach ruhelosen Wanderjahren fand der gemütskrank gewordene Dichter seine letzte Ruhestätte am Wannsee bei Potsdam am 21. November 1811.
Um die Jahrhundertwende sollten in Potsdam verschiedene Lesegesellschaften die Aufklärung befördern.