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Neben der Beschäftigung mit Wissenschaften und Literatur hatte sich in Potsdam eine große Musikpfiege entwickelt, welche ebenfalls aus den Einfluß Friedrichs zurückzuführen ist. Der König war selbst von hervorragender musikalischer Begabung. Bereits als Kronprinz war er durch Quanz ohne Wissen des Königs, unter dem Schutze der Königin, im Flötenspiel unterrichtet worden. Seinen Vortrag hatte er nach den größten Sängern und Instrumentisten, besonders nach dem ergreifenden Spiele Franz Bendas gebildet. Nach der Thronbesteigung folgte ihm seine Rheinsberger Kapelle, deren Hauptzierden die Gebrüder Benda und Graun waren, nach Potsdam, wo sie neugeordnet und verstärkt wurde. Potsdam erhielt dadurch einen starken Zuzug künstlerisch gebildeter Musiker. Alle Abend von 7 bis 9 Uhr, später, als der König nicht mehr zu Abend speiste, um 6 Uhr, fand im Musiksaale des Stadtschlosses oder in Sanssouci Kammerkonzert statt. Außer dem Könige waren Hauptmitwirkende dabei die Brüder Benda und Graun, Agricola, Quanz, Em. Bach, Nichelmann, Lasse, Baron, Fasch u. a. Vor dem Konzerte präludierte Friedrich gewöhnlich eine viertel Stunde. Mit den Noten unter dem Arme betrat er das Konzertzimmer, verteilte die Stimmen für 2 Violinen, 1 Bratsche, 1 Violoncelli, 1 Fagott und 1 Fortepiano und legte sie auch wohl selbst auf die Pulte. Die 300 Konzerte von Quanz wurden meist der Reihe nach, wie sie entstanden waren, durchgespielt. Zuweilen trug auch Quanz eine seiner Kompositionen für Flöte vor, auch wurde ein Solo auf dem Violoncell gespielt oder eine Arie ge- sungen. — Reisende Virtuosen hörte der König selten. Als aber Sebastian Bach am 7. Mai 1747 zum