225
such seines Sohnes nach Potsdam kam, wurde er sofort zum Könige befohlen, Friedrich gab selbst das Thema zu einer Fuge, die Bach sogleich auf einem Pianoforte sehr gelehrt und kunstvoll ausführte. Auch eine sechsstimmige Fuge führte er dem Könige über ein selbstgewähltes Thema vor. Am folgenden Tage spielte er in der Heiligengeistkirche vor einer größeren Zuhörermenge und prüfte auch die übrigen Orgelwerke der Stadt.
Zu den zahlreichen Musikern der Kgl. Kapelle kamen noch viele Künstler anderer Kapellen, da die Musikliebhaberei des Königs bei allen Prinzen und Prinzessinnen sowie andern vornehmen Leuten Nachahmung gefunden hatte. In Potsdam war an Lehrenden und künstlerischen Vorbildern kein Mangel. Bald hatte die Liebe zur Musik in der Bevölkerung Wurzel gefaßt und wuchs so schnell, daß bereits Friedrichs Kapellmeister Reichhardt klagen konnte, daß Musik nicht mehr Lerzens- sondern Modesache sei. Die Flöte war das Modeinstrument, aber auch das Klavier zog in die Bürgerhäuser ein und Familien, welche auf Bildung Anspruch machten, ließen ihren Kindern Unterricht im Gesang und Klavierspiel geben.
Um während des Sommers das Vergnügen der Oper nicht zu entbehren und Unterhaltung für seine Gäste zu haben, richtete Friedrich als Potsdamer Oper das Intermezzo ein, d. h. er ließ hier die lustigen Zwischen- akte der großen Opern aufführen, aus denen das Komische streng verbannt war. Die Aufführungen fanden in dem von Knobelsdorf erbauten Theater des Stadtschlosses und nach dem siebenjährigen Kriege auf der Bühne des Neuen Palais statt. Daher konnte der Zuhörerkreis nur ein beschränkter sein.