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angeregte Umwälzung im Erziehungswesen eintrat und der märkische Pestalozzi, der Domherr v. Rochow in Rekahn, an seinen Dorfschulen zeigte, wieviel bei zweckmäßiger Methode gefordert und geleistet werden könne, trat auch für Potsdam eine pädagogische, philan- tropische Bewegung ein. Zu den treibenden Kräften gehörte der bedeutende Pädagoge Joachim Heinrich Campe, der Verfasser des Robinson Crusoe, welcher, nachdem er Hauslehrer in der v. Humboldtschen Familie gewesen war, in der Zeit von 1772—76 zuerst Feldprediger beim Regiment Prinz Heinrich, später Hilfs- prediger an der Heiligengeistkirche war. — Eine andere, für die neuen Erziehungsideale begeisterte Persönlichkeit war der Kriegsrat Deutsch vom großen Militärwaisenhause. Mit allen im Erziehungsfache berühmten Männern der Zeit stand er in beständigem Briefwechsel, kannte sie persönlich und besuchte ihre Anstalten. Unter Zustimmung des Ministers arbeitete er einen neuen, brauchbaren Plan für die Anstalt aus. Einer der besten Lehrer v. Rochows, Lindemann, wurde nach Potsdam berufen und der Kandidat Riemann auf mehrere Monate nach Rekahn geschickt, um die dortige Methode zu studieren. Riemann wirkte bis 1786 mit großer Gewissenhaftigkeit und Geschicklichkeit am Waisenhause und verfaßte daselbst ein in der pädagogischen Welt geschätztes Buch: „Versuch einer Beschreibung der Rekahnschen Schuleinrichtung und Lehrart". Er wurde durch dieses leicht faßlich geschriebene Buch der Verbreiter einer verbesserten Schulmethode in ganz Norddeutschland.
Für die Stadtschulen hatte der König eine eigene Kommission eingesetzt, welche aus zwei Magistratsmitgliedern, dem Oberprediger der Nikolaikirche und dem