Heft 
(1955) 1
Seite
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es bei dem ersten Lerchenlied vernahmen, das über die kahlen Fluren unserer Heimat gleich einem Vorboten der erwachenden Natur in unsere Herzen drang. Und wie uns nun die fröhlichen Lerchenlieder mit ihrer lieblichen Wärme täglich umgeben, so erfreuen wir uns nicht weniger an Krokus und Scilla sowie den nickenden Schneeglöckchen in unseren Gärten, die mit ihren weißen Glöckchen den Frühling einläuten. Wenn aus dem fernen Afrika kommend das große Heer der Kraniche ihreGruh, gruh Rufe aus der Höhe zu uns herabdringen läßt und wir ihren keil­förmigen Zügen nachschauen, dann wissen wir, daß bald des Winters Macht endgültig gebrochen ist und nun ein neuer Frühling anbricht, den wir uns alle sehnsüchtig herbeisehnen und ein befreiendes Aufatmen nach der harten Winterszeit mit sich bringt. Wenn nach den schönen Tagen des März dann noch einmal der Monat April mit seinen wetterwendischen Launen so manchen Tag mit einem griesgrämigen'Gesicht versieht und uns heute Regen, morgen vielleicht noch einmal Schnee- oder Graupelschauer beschert, so hat doch die Sonne, die durch die dunklen Wolken bricht, mehr Kraft, um des Winters Tücken endgültig zu überwinden. So regt sich denn auch in den Vogelleibern ein starker unaufhörlicher Trieb und ein Lied noch zart und fein, dann aber laut und durchdringend entströmt ihren Kehlen.

Von der höchsten Spitze der Nordmannstanne klingen uns dieDavid- Rufe der Singdrossel entgegen, am Wiesenrand singt der Goldammerhahn seinEs, es, es ist noch früh in den Tag hinein, während die unermüdlich von Gebüsch zu Gebüsch eilenden Kohlmeisen ihrflietig, flietig zum besten geben. Rotkehlchen, mit ihren treuherzigen Perlaugen, lassen ihre zarten Molltöne, die in lieblichen Trillerchen an unser Ohr dringen, aus Baum und Strauch hören.

Der Buchfinken schmetternder Schlag, die ihre Weibchen aus der fernen Sommerfrische zurückerwarten, begleitet das recht wohllautende, bald wie weltvergessen leise vor sich hinträllernde, bald in froher Frühlingslust laut aufjauchzende Lied des Grünfinken.

Neben dem Liebeswerben der Buntspechte, die uns mit ihrem Trommeln an trockenen Zacken von Kiefern und Eichen ein Konzert geben, das wir in unseren heimatlichen Wälderh nicht missen möchten, nehmen sich die Flötenrufe der Misteldrosseln, die uns aus den hohen Kiefern im Perle­berger Forst nahe Bollbrück entgegenschallen, wie eine angenehme Be­gleitmusik in dem Waldkonzert aus, das uns Kleiber und Tannenmeise, Haubenmeise und Zaunkönig in mehr oder weniger liebreizenden Motiven zu Gehör bringen.