Auch der Eichelhäher mit seinem Imitationstalent zaubert uns die Stimmen von Mäusebussard und Nebelkrähe, Pirol und Wendehals in meisterhafter Wiedergabe hervor. Und in all diesem märchenhaften Erleben in unseren Forsten dudelt die Heidelerche über der Waldblöße ihr melancholisches Lied, das ganz der Einsamkeit angepaßt ist, und steigt gar noch höher zum Himmel empor, als es uns das Mäusebussardpaar in seinem Liebeswerben vor Augen führt.
In dem großen Waldbruche hat ein Kranichpaar, das sich aus dem keilförmigen Zuge der ostwärts weiter ziehenden Scharen löste, seinen vorjährigen Brutplatz aufgesucht und bereitet nun auf der kleinen Insel im Moor sein kunstloses Nest aus Riedgras und Seggenhalmen vor, in dem bald die beiden großen graugrünen, marmorierten und gefleckten Eier liegen. Sobald die ersten Sonnenstrahlen das graue einsame Moorbruch treffen, ertönen ihre Trompetenrufe durch den schweigenden Wald und ein Balzspiel von großer tänzerischer Begabung setzt ein, daß der alte Bastbock, der am Waldesrand die jungen Triebe des Heidekrautes äste, plötzlich aufwirft und mit hohen Fluchten dem nahen Kiefernhochwald zustrebt. Ein milder Windhauch streicht über das graue Moor, wärmende Sonnenstrahlen ergießen sich über das braune Moorwasser, lassen die Moorfrösche murren und die Stockentenerpel prahlen und treffen den alten Ringeltäuber, der seine Liebesarie in der mächtigen Kiefer gurrt, läßt das Starenvolk in der Eiche flöten, pfeifen und schnalzen wie toll, bringt den Eichkater in Liebesstimmung und trifft auch mich, der ich dem Frühling entgegenging.
Reizvoll und stimmungsgeladen sind die Frühlingstage, und so wandern wir durch unsere heimatlichen Wälder und Felder und können gar nicht genug von dem in uns aufnehmen, was uns die erwachende Natur bietet. Und so möchte ich denn mit den Worten des unvergeßlichen Heidedichters Hermann Löns schließen:
„Laß’ deine Augen offen sein,
Geschlossen deinen Mund
Und wandre still,
So werden dir geheime Dinge kund.“
Konrad Krüger, Perleberg
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