Heft 
(1955) 2
Seite
37
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sind, muß man sich schon die Mühe machen, die Hochmoore nach dem Meßtischblatt oder der Forstkarte in ihrem Versteck in den ausgedehn­ten Kiefernwaldungen aufzusuchen. Kleinere Moore mit Vorkommen von Porst finden sich z. B. an der Wilsnacker Chaussee bei den Kilo­metersteinen 4,2 und 5,6 (in den Jagen 38 bzw.

18), größere in den Jagen 22/23, 24, 28/29, 28/33 und in der benachbarten Düpower und Uenzer Heide. Die schönsten Porstbestände beherbergt aber das alte Schäferei-Luch in den Jagen 10/14, das auch bequem zu erreichen ist; nahe dem Kilometerstein 6 der Wilsnacker Chaussee führt rechter Hand ein Waldweg mitten hinein.

Der Sumpfporst ist eine giftige Pflanze. Die Blü­ten und jungen Triebe verbreiten einen eigen­artigen, schwer zu beschreibenden harzähnlichen Geruch, er ist kräftig duftend und leicht be­täubend. Die einen lieben seine würzige Herb­heit, anderen ist er zuwider; die Nasen der Menschen sind eben verschieden. Wegen dieser Eigenschaften dienten Auszüge aus der Pflanze früher als Volksheilmittel gegen allerlei Krank­heiten. Heute ist der Porst aus den Listen der Apotheker gestrichen. Eine andere Verwendung war in manchen Gegenden die, daß er statt des Hopfens dem Bier zugesetzt wurde. Ein deftiger Brummschädel war freilich die Folge dieses doppelt giftigen Gebräus. Bis heute bekannt ist sein Ge­brauch als Schutzmittel gegen Ungeziefer, besonders gegen Kleidermotten. Diese Verwendung hat ihm die Namen Mottenkraut oder Floh-, Läuse-, Wanzenkraut eingetragen. Aber auch diese ihm zugeschriebene Wirkung ist höchst zweifelhaft. Es ist zu einfältig gedacht, wenn man menschliches Riechempfinden auch den Mottennasen zuschreibt.

So hat der Porst seine Rolle als Nutzpflanze heute ausgespielt. Geblieben ist die einzigartige natürliche Schönheit seines Blütenkleides. Wer Freude hat an unbeeinflußter Natur, besuche an einem schönen Frühlingstage das vorerwähnte Schäferei-Luch. Ein Widerspiel von Hell und Dunkel, von herbem Ernst und stiller Heiterkeit, sparsam in seinen Farben, bietet sich ihm dar. In alten Torfstichen steht dunkelbraun mooriges Wasser; die dunklen Kiefernkronen, das frische Grün der ernsten Moorbirken und lichte Wolken am blauen Himmel spiegeln sich darin. Am Ufer hebt aus Torf­moospolstern schlankes Wollgras seine weißgeflockten Köpfe. Und rings im Walde deckt den Boden dichtes Porstgebüsch, an dessen Tausenden von Zweigen aber Tausende schlohweißer Blüten ihren Duft verströmen: ein Bild urwüchsiger Natur, das seinesgleichen sucht. p. v.

Sumpfporst (Ledum palustre L.)