DER STOFFDRUCK
Ein bei uns im Kreis ausgestorbenes Handwerk
Es ist noch gar nicht so lange her, daß die meisten Färber und Stoffdruckermeister ihre Druckstöcke und Model aus der Hand legten. Wie so viele andere Handwerkszweige war auch der Stoffdrude, insbesondere der Blaudruck, im letzten Jahrhundert ein Opfer der Zeit geworden, denn die Maschine hatte überall ihren Einzug gehalten und in jeder Weise Veränderungen für das Zeitalter gebracht. Zwar sollte die Maschine den Menschen die Arbeit erleichtern, ihnen eine Helferin sein, doch durch die schnelle Massenproduktionsmöglichkeit reizte sie zu maßloser Geschäftemacherei und grenzenloser Gewinnsucht und wurde schändlich mißbraucht zur Herstellung von Dingen, bei denen nicht gefragt wurde, ob sie gut und schön seien. Das Ethos der Arbeit ging sehr verloren, was sich auf die Formen und den Schmuck der Gegenstände besonders ausvvirkte. Kultur und Geschmack wurden so im Zeitalter des Kapitalismus zerstört.
Wenn wir nun heute Handwerksarbeiten aus dem 18. und früheren Jahrhunderten betrachten, so staunen wir immer wieder über die Schönheit und Echtheit dieser Formenwelt. Damals schuf der Mensch mit seinem gesunden und unverbildeten Sinn und mit großer Liebe. Mit aller Kraft seines Gemütes war er selbst schöpferisch tätig und verfügte dabei über ein Gefühl für Maß, Proportion und Form. Wie unendlich ^ebendig und feinfühlig gearbeitet wurde, zeigt neben sehr vielen anderen Dingen das Gebiet des Stoffdrucks.
Zu dem technischen Vorgang des Handdrucks soll aufklärend gesagt sein, daß der Druck mittels hölzerner Druckstöcke und Model erfolgte, die jeweils vorher mit sogen. Papp oder Druckfarbe versehen, dann auf den Stoff gedruckt wurden. Beim Blaudruck wird mit Papp gedruckt, anschließend nach besonderem Verfahren der Stoff gefärbt und gespült, so daß die bedruckten Stellen als ursprüngliche weiße Stoffarbe verbleiben.
Bei der Ornamentik der Model entfaltet sich vor uns ein Reichtum an Fantasie, der uns unsere heutige moderne Einförmigkeit und Trockenheit recht armselig erscheinen läßt. Wer einmal ein Museum besucht, sollte es darum nicht versäumen, eingehend die ausgestellten Model und gedruckten Stoffe zu bewundern. Die älteren Druckmodel sind aus Nußbaum oder Bimbaumholz geschnitten, bei den späteren Modeln finden wir die Formen durch Metallstäbchen und Stifte gefertigt, sie sind meistens nicht mehr so ursprünglich und ausdruckskräftig in der Gestaltung der Schmuckformen. Ein besonderes Beispiel mag von diesem verloren gegangenen handwerk-
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