Heft 
(1955) 2
Seite
57
Einzelbild herunterladen

Sin altes Rauch- und Fischerhaus in Cumlosen

Dem niedersächsischen Haus der Lenzener Wische verwandt ist das Dielen­haus, wie wir es noch in unserem Ort finden. Es ist als Übergangsform zum fränkischen Typus anzusehen. Diese Häuser wurden für kleine Wirt­schaftsbetriebe geschaffen und waren für unsere damaligen Fischer und kleinen Landwirte wie geschaffen. Der überwiegende Teil der Prignitzer Bauernhäuser war fränkischer Art, eine Bauweise, die von Südwesten vorgedrungen war. Dieser Haustypus hatte nicht die Großartigkeit des niedersächsischen Hauses, war jedoch für den um den kargen Gewinn ringenden Fischer und kleinen Landwirt unseres Ortes ausreichend. Aller­dings besaß die fränkische Bauweise bedeutende praktische Vorzüge. Neben der gesundheitlich vorteilhaften Trennung zwischen Wohnung und Stall, war bei Feuerausbruch die Eindämmung leichter zu bewerkstelligen. Der Herdraum und die Tenne waren nicht miteinander verwachsen.

Das alte Rauch- und Fischerhaus des Karl Herr ist ein solcher Haustypus. Der Fischer Karl Herr ist nun schon lange tot. Nur das Haus steht noch, aber wie lange noch? Stück für Stüde wird erneuert, und eines Tages ist unser Ort um ein Heimatdokument ärmer. Dieses Haus könnte uns vieles aus der Vergangenheit erzählen, insbesondere über Deichbrüche. Gleich hinter dem Grundstück befindet sich noch so eine Ausspülung von einem früheren Deichbruch das alte Brack genannt. Ein Nachbargebäude wurde vor ca. 100 Jahren bei einem Deichbruch abgetragen und an einer höheren Stelle unseres Ortes wieder aufgebaut.

Wie sah nun das Haus im Innern aus?

Die mittlere Scheunentenne mit lehmgestampftem Boden diente damals als Dreschtenne und war durch das große Tor inmitten des Giebels mit dem Erntewagen befahrbar. Nach der Höhe des Erntewagens und den hochgeschwungenen Dreschflegeln richtete sich die Gesamthöhe. Auf beiden Seiten befanden sich die niedrigen Viehställe unter der schrägen Dach­fläche. Weiterhin enthielten die Abseiten, von der Scheunentenne gesehen, links die Mädchenkammer, rechts noch die Futterkammer und dahinter eine weitere Kammer. Hinter der Tenne befand sich die Küche und die Stube mit dem Bettloch. Letzteres war ein wandschrankartiges Abteil und enthielt das Nachtlager für die Eheleute. In die Küche kam man durchde grote Dör un de achter Dör oder durchde lütte Dör der Haustür. An der Rückwand der Küche war der von einem Schwibbogen überbaute Herd des Hauses. Hier stand auch als Kochgerät der Dreifuß. Beim Kochen strich der Rauch des Herdes unter dem Schwibbogen hervor gegen die

57