Heft 
(1955) 5
Seite
133
Einzelbild herunterladen

Hierauf gründet sich die Benennung Besenheide und auch der lateinische Name Calluna, der einem griechischen Worte nachgebildet ist, das so viel wie reinigen, ausfegen bedeutet. Erst verhältnismäßig jung und in der städtischen Bevölkerung aufgekommen ist der Name Erika für das Heide­kraut. Zu Unrecht heißt es so, denn Erica ist der lateinische Name für eine andere Heidepflanze, die Glockenheide oder Edelheide.

Diese nahe Verwandte unserer Calluna ist eine echt atlantische Pflanze, ihr Vorkommen ist gebunden an das feuchtmilde Seeklima der Küsten­nähe. Die binnenländische Südostgrenze ihres Verbreitungsgebietes ist etwa die Linie Weichselmündung Niederlausitz. Im Westen bildet sie auf feuchtem Grunde weite Heideflächen in reinen Beständen, auf trockneren Böden durchmischt mit Heidekraut, östlich der Elbe tritt sie nur noch in kleineren Gruppen oder gar als verirrte Einzelpflanze auf. Sie kommt in unserem Kreise hier und da am Rande von Hochmooren als besondere Seltenheit vor. Von der Calluna unterscheidet sich die Erica durch weniger verästelte und geschmeidigere Stengel. Ihre endständigen Blüten stehen in kugeligen Köpfchen, ihre hängenden glockigen Blumenkronen sind größer als die des Heidekrauts und nicht wie diese in einen farbigen Kelch ein­geschlossen. Ihre Färbung ist rosenrot bis fleischfarbig, blasser und zarter als die des Heidekrauts.

Nach dieser kurzen Abschweifung ins Gegenständliche kommen wir auf ihren Namen zurück. Das Wort Erica ist gleichfalls aus dem Griechischen übernommen und wird auf der zweiten Silbe betont. Der auf der ersten Silbe betonte Mädchenname Erika leitet sich nicht von der Pflanze her, sondern ist die weibliche Form zu Erik (Erich) wie Paula zu Paul, Karla zu Karl, Rikarda zu Richard. Es ist vielmehr so, daß umgekehrt der Pflan­zenname im Anklang an den weiblichen Vornamen seine falsche Betonung erhalten hat. Das Wörterbuch von Duden schrieb bis zu seiner 11. Auflage 1937 die richtige Betonung auf der zweiten Silbe vor. Erst in der neuesten Auflage nach dem Kriege hat es sich wie bei so vielen unverdauten Fremd­wörtern mit der irrigen Betonung auf der ersten Silbe abgefunden.

So wurde das schlichte Naturkind Heide zum fürnehmen Fräulein Erika und ist als solches auch in die neuere Dichtung eingegangen.

Tiefeinsamkeit, es schlingt um deine Pforte

Die Erika das rote Band

sang am Ende des vorigen Jahrhunderts Detlev von Liliencron in seinen Heidebildern.

Auf der Heide blüht

Ein kleines Blümelein,

Und das heißt Erika

klang es dann ein halbes Jahrhundert später weit und breit als Text eines Marsch-Schlagers, dessen an sich gefällige frische Melodie aber mit

133