Die Ergebnisse eines erfolgreichen Erntejahres (1939) mögen die Bedeutung Perlebergs in diesem Rahmen erleuchten:
30 000 Zentner Johannisbeeren,
18 000 Zentner Sauerkirschen und Schattenmorellen,
14 000 Zentner Stachelbeeren.
Oft und intensiv beschäftigten sich unsere Vorfahren mit dem Gedanken, welcher Anbauform und -frucht der größte Erfolg auf dem von Natur aus kärglichen Heimatboden beschieden sein mag. Viele Versuche wurden von heimischen Landwirten in dieser Richtung angestellt, meist jedoch mit nur geringem Erfolg. Hart und mühsam war die Kultivierungsarbeit auf dem armen Sandboden, der alles in allem ein Produkt des Eiszeitalters darstellt. Im Verlauf der Eiszeiten war es im norddeutschen Raum zur Bildung von Grund- und Endmoränen gekommen. Auf der Außenseite der Endmoränen, also nach Süden, haben die vom Inlandeis herabströmenden Schmelzwässer breite Sand- und Kiesflächen, die sogenannten Sander (isländisch Sandr — Sandflächen), abgelagert. Sie begleiten in breiten Streifen den alten Eisrand und sind die unfruchtbarsten Gebiete des mitteleuropäischen Tieflandes. Meist sind sie mit Kiefernwäldern bestanden. Solche Sanderflächen Anden wir in der Lüneburger Heide, und sie sind auch östlich der Elbe in unserer Gegend wie in der Uckermark anzutreffen. Eine Ausnutzung dieser Flächen erfolgte jahrhundertelang nur in bescheidenem Roggen- und Kartoffelanbau. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde nach vielen Bemühungen der Schlüssel zur größtmöglichen Ausnutzung der Sandflächen gefunden.
Als besonders geeignet hatte sich der Spargel als Gemüsepflanze gezeigt. Er erwies sich als anspruchslos gegenüber dem Boden und erbrachte auf dem heimischen Sandboden 6. und 7. Güteklasse eine vorzügliche Qualität. Zwar brauchte er alljährlich viel Dung, wodurch aber letztlich der Boden ständig nährstoffreicher wurde und den emsigen Landwirten höhere Bodenrenten gewährte. Der verbesserte Boden bildete später die geeignete Grund-- läge für die Obstanlagen. Als erster Anbauer der Spargelkulturen in Perleberg gilt der ehemalige Plantagenbesitzer Carl Mertiny (Berliner Straße). Nach 1870 hatte er die ersten Flächen in Spargelanlagen umgewandelt. Seinem Beispiel folgten rasch weitere Berufskollegen. Um 1900 bestanden bereits 80 Morgen Spargelanlagen, die nach dem ersten Weltkrieg auf über 1650 Morgen anwuchsen.
Inzwischen waren die ersten Anlagen — sie können über 20 Jahre alt werden — durch notwendigen Fruchtwechsel in andere Kulturen überführt worden. Wie bereits ausgeführt, boten die alten Spargelfelder jetzt eine nährstoffreiche Grundlage für den Obstbau, dem zugleich auch die klimatische Lage unserer Heimat entgegenkam. Quer dfirch unseren Kreis zieht sich die Übergangszone zwischen dem maritimen und dem Kontinentalklima. In bezug auf die jährliche Niederschlagsmenge schneidet Perle-
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