Heft 
(1955) 7
Seite
229
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Frau machte alles wieder gut. Vor dem Haus Nr. 9 sahen wir uns immer etwas vor, denn dort wohnte Polizist Kraatz, und so ein Polizeimann war natürlich für uns ein Gespenst, obwohl er uns nie etwas tat, und wir mit seinen Kindern in herzlicher Eintracht lebten, was nicht besagen soll, daß wir uns nicht doch zuweilen in den Haaren lagen.

Wir waren ja alle keine Tugendpinsel, und ich weiß noch sehr gut, wie der alte Quasebarth bei meinem Vater erschien und um Ersatz einer Fen­sterscheibe ersuchte, weil sein Sprößling sie mit einem Blechpropeller zer­trümmert hatte.

Unser Hauptspielplatz war der Platz unter der Kastanie, die dort heute noch steht. Wir Kleinen waren ständig dort, aber die Großen kamen auch zuweilen, taten mit oder sahen würdevoll zu.

Ich blättere zur Gegenwart zurück. Was hat sich nicht alles verändert! Auf der Straße vermag kein Kind mehr zu spielen, denn dort jagt der Interzonenverkehr darüber hin. Die Straße dient allein dem Verkehr. Rönnes Spielwarengeschäft ist längst eingegangen. Auch die anderen der sogenannten Ureinwohner der Straße sind gestorben oder verzogen. Wenn wir einmal einen Appell abhalten würden:Einwohner des Jahres 1912 heraustreten, dann würde vielleicht gerade noch ein halbes Dutzend voll werden, alles andere sindNeulinge und können leider nicht zu denUr­einwohnern gerechnet werden.

Eines aber ist geblieben. Der Spielplatz. Groß wird er von der Kastanie überschattet. Die Linden, die einst am Weg standen, sind lang schon ver­schwunden, es wäre auch gar kein Raum mehr für sie vorhanden. Nur die alte Kastanie, von der nicht ganz feststeht, ob sie mein Großvater oder Fritz Röhl, der Piepenröhl, gepflanzt hat, hat alles überdauert. Und unter der Kastanie spielen wieder Kinder, lachende Kinder.

L. RACUROW

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Dieser kleine Beitrag soll zugleich ein Dank sein an unsern geliebten Heimatwald, der in schwerster Notzeit hungernden Menschen freigebig seine Schätze an Pilzen bot. Jahr für Jahr zieht es uns im Herbst wieder in den Wald, und wenn jetzt auch für uns der Tisch wieder reichlich gedeckt ist, so sind doch die Pilze immer eine willkommene Bereicherung unseres Speisezettels geblieben und eine Pilzwanderung in unsern Wald heißt uns die Freude an der Schönheit der Natur mit dem Nützlichen verbinden. Liebe Heimatfreundin oder lieber Heimatfreund, wir möchten Dich heute zu einer kleinenPilzjagd einladen. Leider können wir Dich nur mit