Heft 
(1955) 7
Seite
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Gefieder, auf dem Rücken und an der unteren Brust mit weißen Tropfen­flecken, hat einen spechtartigen Schnabel und kommt hier in der Prignitz sehr selten, nur im Herbst und Winter auf dem Zuge vor. Er ist dann sehr zutraulich, was ihm oft verderblich wird. Außer Insekten, wie Käfer, Heu­schrecken, Libellen, frißt er auch gern Beeren; besonders scheint er Hol­lunderbeeren zu lieben. Im Wesen ist er ein ruhiger, stiller, kaum auf­fallender Vogel.

K. V. R ö N N E

f Da6 Hohe -Grube in Berleberg

Ich blättere im Buch meiner Kindheit. Es sind helle und dunkle Blätter, wirr durcheinandergemischt, wie es gerade kommt. Zu den hellen, besonn­ten Blättern gehört die Straße, in der ich wohne und aufgewachsen bin. Das Hohe Ende.

Eigentlich und amtlich heißt es: am hohen Ende, aber für uns Jungen von damals, und dieses damals fällt in die Jahre 1907/1913 hinein, hieß es eben nur Hohes Ende. Es beginnt, wie jeder Perleberger weiß, an der Post und endet an der Hamburgertorbrücke, aber das ist nur amtlich. Für uns begann es erst am Parchimer Tor, das keiner der jetzt Lebenden mehr gesehen hat, und das sich dort befand, wo jetzt der Kreiskonsum seinen Sitz auf­geschlagen hat. Dicht daneben begann das eigentliche Hohe Ende. Es ist eine seltsame Straße, vielleicht die seltsamste der ganzen Stadt. Kommt man von der Post und geht einmal in ein Haus hinein an der rechten Straßenseite, so betritt man das Haus richtig im Erdgeschoß, um im Hinter­haus aus dem ersten Stock aus dem Fenster zu sehen, ohne eine Treppe gestiegen zu sein. Diese Häuser liegen mit ihren Vorderfronten auf der alten Ausfallmauer und wurden dann in die Senkung hinabgebaut. Viel­leicht stammt daher der Name der Straße.

Wie war das damals? Ich erinnere mich noch an die alte Holzbrücke und an das Kopfsteinpflaster der Straße. Kurz vor 1910 wurde sie dann neu gepflastert und die heutige Hamburgertorbrücke-gebaut. Diese Straße mit aem großen Platz hinter der rechten Straßenseite war das Kinderparadies, aber nur für die Kinder, die innerhalb des Raumes wohnten, der von der Bäckerei Japcke, heute Böhm, und dem kleinen Laden von Piepenröhl, heute Pruss, begrenzt wurde. Und da bin ich schon im Gestern gelandet. Man muß wissen, daß der Glanz der Straße damals das Spielwarenhaus Joh. v. Rönne war, das von meinem etwas würdigen Onkel und meinem sehr humorvollen Vater geleitet wurde. Vor mir liegt eine Photographie,

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