Heft 
(1955) 7
Seite
232
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Der schönste Fund wartet noch auf uns: In der Nähe einer Birkengruppe, dicht am Weg versteckt, eine Familie Steinpilz, alle Altergruppen sind ver­treten. Der älteste Ueberständige wird als Stammvater einer neuen Stein­pilzgeneration bestellt, indem wir seinen Hut zur Sporenaussaat auf die Erde setzen. Uebrigens sind besonders Steinpilze und Butterpilze bei den Eichhörnchen sehr beliebt. Huscht da nicht eins wie ein Flämmchen um den Baum herum?

Und nun die Birkengruppe! Birken sind Pilzbäume und richtig, wir haben uns nicht getäuscht, zwei Birkenpilze und ein Rotkäppchen, nur Spielarten des gleichen Pilzes, landen in unserm Korb. Weiter im Wald wartet noch eine reiche Ausbeute an Maronenpilzen, Kremplingen und Grünlingen auf uns. Die druckempfindlichen Kremplinge (der Rand des Hutes ist nach unten umgerollt) legen wir uns extra, sie sind roh giftig, aber trocken gesäubert und scharf wie Kotelett gebraten, von leberartigem Geschmack. Ebenso bereiten wir auch die Reizker zu, die wir hier nur selten finden. Dazwischen finden wir, überall im Moos versteckt, oft nur mit Pilzaugen zu erspähen, unsere Pfifferlinge, die uns schon den ganzen Sommer über erfreuten. In manchen Gegenden nennt man sie auch Gelb- öhrchen, Galoschen oder Gelbhühnchen.

Die Sonne steht schon ziemlich tief am Himmel, von einem Feld am Wald­saum leuchtet das strahlende Gelb der Lupinen und süßer Duft weht her­über. Ein riesiger Schirmpilz am kahlen Ackerrand wird unsern Gaumen ebenso erfreuen, wie jetzt das Auge. Die Waldpolizei, ein Häher, fliegt schimpfend über die Baumwipfel davon, wenig später finden wir ein paar kleine blaue Federchen von seinerUniform im Moos.

Auf dem lichten Waldstück stehen noch einige Gruppen von Reifpilzen oder Zigeunern, auch Waldchampignons genannt, schlanke hellbraune Blätter­pilze, die aber wenig bekannt sind. Einmal fanden wir einen ganzen Schwarm dieser guten Speisepilze zertreten und verwüstet vor, ebenso sieht man auch immer wieder umgestoßene Fliegenpilze und andere, die denSammlern unbekannt und darum verdächtig waren. Lieber Heimat­freund, schone diese Kinder des Waldes, zerstöre nicht dieses schöne Bild, das sie uns bieten! Auch die Giftpilze haben eine Aufgabe im Haushalt der Natur. Erzieht Eure Kinder dazu, daß sie schonend das Nützliche bergen und das uns nicht Wertvolle achtend stehen lassen. Wieviel Freude schenkt uns der Wald! Tragt auch Ihr zum kleinen Teil dazu bei, ihn in seiner Schönheit zu schützen und zu erhalten.

Die Sonne sinkt, und leise beginnt der Nebel zu steigen. Wir wenden uns heimwärts. Ein schöner Nachmittag voll reichen Erlebens im Wald liegt hinter uns, unsere heimgebrachten Schätze aber bereiten wir noch am Abend vor, indem wir sie fertig gesäubert und zerkleinert kühl stellen. Am nächsten Mittag erwartet uns ein schmackhaftes Mahl und dankbar erin­nern wir uns an die schönePilzjagd im heimatlichen Wald.