nach dem ersten Weltkrieg starb, tobte die Inflation in deutschen Landen, und unter ihrem Wehen wurde er vergessen. Heute weiß kaum jemand mehr, wer Ferdinand Mancke gewesen ist.
Ein anderer hingegen dürfte noch etwas lebendiger geblieben sein: der Gastwirt Wilhelm Wietz. Es werden die prachtvollsten Anekdoten von ihm erzählt, sie allein würden.ganze Seiten füllen, aber ich will nur von zwei sehr netten berichten:
Eines Abends sehr spät betritt noch ein Gast das Wietzsche Lokal, um dort zu übernachten. Natürlich will er auch etwas essen, und so fragt er, was die Küche noch zu bieten habe.
Wilhelm Wietz meint: „Een Beefsteak und een Wost, aber det Beefsteak eet ick.“ Und damit war dann die Küchenfrage restlos geklärt.
Eine andere, etwas drastische Geschichte wird aus dem Jahre 1907 berichtet. Verschiedene Perleberger sind zum Deutschen Turnfest nach Frankfurt/Main gefahren, unter ihnen Wilhelm Wietz. Eines Abends sitzen sie plaudernd im Lokal beisammen und Wietz erzählt, daß er in Mainz Soldat gewesen sei. Mein Vater, der auch zu dieser Runde gehörte, fragte: „Wann war denn das?“
„Na, so vor achtzehn Jahren.“
„Dann hast Du doch sicher auch eine Braut gehabt.“
„Natürlich, Soldat ohne Braut gibt es ja gar nicht.“
Und Wilhelm Wietz packt Soldatenerinnerungen aus. So etwas beansprucht natürlich Zeit, und so geht mal der eine, mal der andere für eine kurze Spanne hinaus. Als sie wieder alle zusammensitzen, tritt plötzlich ein junger Mann an den Tisch heran: „Entschuldigen die Herrn, sind Sie vielleicht aus Perleberg?“
Man bejahte es. „Ja, ich wüßte wohl gern, ob ein Herr Wilhelm Wietz unter Ihnen ist?“
Wietz setzt sich in Positur: „Ja, dat bin ick.“
Und nun fällt der junge Mann Wietz um den Hals: „Gottseidank, Vater, daß ich dich gefunden habe, Mutter hat mir schon soviel von Dir erzählt.“ Wietz ist natürlich verdutzt, aber die ganze Meute lacht und brüllt. Der junge Mann darf also Platz nehmen, Wietz wird zu seinem prächtigen Sohn beglückwünscht und braucht jetzt nur noch zu bezahlen, denn ein solches Familienereignis muß natürlich gefeiert werden. Es stellt sich nun heraus, daß Mutter schon ein paar Jahre tot ist und der Sohn bei einem Onkel im Betrieb arbeitet. Alles ist wunderschön. Der Abend geht hin, das Fest geht hin, und man fährt wieder nach Perleberg. Ural hier erst erfährt Wietz, daß sein Sohn weiter nichts war als eine Erfindung seines Turnbruder Ludwig v. Rönne. Wietz hat gelacht und geflucht zugleich, nur daß diesmal Ludwig die Zeche bezahlen mußte.
Noch von einer dritten bekannten Persönlichkeit möchte ich erzählen: Bäckermeister Johannes Buwert. — Ehe er sein Geschäft abgab, also in
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