Heft 
(1957) 4
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4. Zu den allgemein geschützten wildlebenden Tieren gehören zunächst fast alle heimischen Vogelarten. Ausgenommen sind die Nebel-, Saat- und Rabenkrähe, die Elster, der Eichelhäher, der Feld- und Haussperling sowie die sogenannten jagdbaren Vögel. Ferner sind von den in unserem Kreise vorkommenden Tierarten ganz oder mit bestimmten Einschränkungen folgende geschützt:

Säugetiere: Igel, Maulwurf, Fischotter, Fledermäuse Kriechtiere: Eidechse, Blindschleiche, Schlangen Lurche: Laubfrosch, Kröten, Unken, Molche '

Kerbtiere: Rote Waldameise, einige Schmetterlings- und Käferarten.

Von den allgemein geschützten wildwachsenden Pflanzen kommen, zum Teil als besondere Seltenheiten, folgende Arten in unserem Kreise vor:

4 Bärlapp-Arten, Königsfarn, Rippenfarn, mehrere Arten von Knaben­kräutern (Orchideen), 2 Kuhschellen-Arten, Sonnentau. 3 Wintergrün- Arten, Sumpfpoost, Fettkraut, Wohlverleih (Arnika), von Bäumen: Wacholder und Stechpalme.

Verboten ist das Pflücken der kätzchentragenden Zweige aller Weiden­arten. Schlüsselblumen, Leberblümchen und Maiglöckchen dürfen nur in kleinen Mengen gepflückt werden.

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Die Naturschutzarbeit ist keine staatlich geförderte Naturschwärmerei, wie ihre Gegner meinen, sondern eine notwendige Kulturaufgabe. Es geht hier nicht nur um die Erhaltung und den Schutz von Naturschönheiten und gefährdeten seltenen Naturgebilden, sondern auch um ernste Belange von wirtschaftlicher Bedeutung. Wir müssen unserem Boden und seinem Pflanzen- und Tierleben immer mehr das Letzte abgewinnen, um selber leben zu können. Das kann auf die Dauer nicht durch kurzfristige, auf den Augenblick bedachte Vergewaltigung der Naturgegebenheiten geschehen, sondern durch überlegt genutzte Erkenntnis der unabänderlichen Natur­gesetze. Mühevoll sucht die wissenschaftliche Forschung heute z. B. auf kostspieligen Umwegen nach geeigneten standortgemäßen Nutzholzarten. Wäre hier und da ein Waldstück im Naturzustand belassen worden, so käme sie schnell und geradenwegs zum Ziel. Die Natur läßt sich nicht spotten, sie gibt aus ihrer Fülle nur dem, der sie liebt und achtet.

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