Heft 
(1957) 4
Seite
111
Einzelbild herunterladen

WILLI WESTERMANN, CUMLOSEN

Lntmeemann und cfyauntelste.c Ln den d'Uni.la.isee ^\CaCf.elweLi

Es ist heute nicht meine Aufgabe, Vogelnester zu beschreiben, die im eigentlichen Sinne gar keine Nester sind, sondern nur ausgescharrte Mulden, oft sogar nicht einmal das. Nein, ich denke daran, einmal einige Bauten unserer Vögel aufzuzeichnen, die nachzuahmen kein Mensch im­stande ist. Wir finden da kunstvolle Bauten in vollendeter Schönheit und Zweckmäßigkeit. Es handelt sich um Nester unserer Cumlosener Feldmark, wovon wir einige in unserer Heimatstube sehen können.

Wenn wir das einfache Nest unserer Ringeltaube betrachten und ver­suchen, es nachzuahmen, wir können es nicht! Der Vogel mit seinem einfachen Schnabel fertigt es mit einer Sicherheit und Schnelligkeit, die uns immer wieder mit Bewunderung erfüllt. Und dann erst das Material! Wir haben da Vögel, die ihre Nester aus pflanzlichen und tierischen Be­standteilen bereiten, und andere, die ihr Häuschen aus den festen Teilchen der Erde hersteilen. Allerdings gibt es Vögel, die beides vereinen, und zwar die Singdrossel. Wir unterscheiden die Weber, Korbflechter, Schneider, Maurer und Filzmacher.

Unser prächtiger Sangeskünstler, der Buchfink, in diesem FalleFrau Buchfink, verwendet das schmiegsame Material und zieht kunstvoll Haare mit hinein. Sein allerliebstes Nest befand sich Jahr für Jahr in unserem Garten in der Astgabel eines kleinen Birnbaumes. Leider wurde es oft von der Katze zerstört. Wer sich einmal dieses kunstvolle Gebilde eingehend anschaut, staunt über das Geschick dieses kleinen Vogels, denn der kunst­voll geflochtene Nestnapf aus Pferdehaaren, winzigen Wurzeln, Moos wird oft mit Flechten dem Ast angepaßt. Die Goldammern, die Grünfinken, die Rotkehlchen, die Bluthänflinge bauen ihre Nester auch aus Fasern, Halmen, Haaren und polstern es mit Wolle aus, aber doch einfacher, nicht so kunst­voll wie der Buchfink. Als Korbflechter möchte ich die Schwarzdrosseln, die Drosselrohrsänger, die Gartengrasmücken betrachten. Diese bauen ihre Kinderstube aus dünnen, trockenen Halmen und Blättern. Als Filzmacher, die faserige Stoffe zu einer gleichmäßigen Wandung verfilzen, zählen der Pirol und der Stieglitz.

Den Pirol, der uns auch als Pfingstvogel bekannt ist, weil er gegen Mitte Mai, also um Pfingsten, bei uns eintritt, möchte ich als Baukünstler beson-

111