Heft 
(1957) 4
Seite
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Weitere Entwicklung der gesellschaftlichen Arbeit Die Betriebsgruppe der SED zählte jetzt schon 219 Genossen und 5 Genos­sinnen. Schulungsstunden wurden durchgeführt und in einigen gut be­suchten Mitgliederversammlungen aktuelle Fragen behandelt.

Der Betriebsrat führte 24 Sitzungen und 12 Betriebsversammlungen durch. Die betrieblichen Gewerkschaftsgruppen, die in 12 Funktionärsbesprechun­gen wesentlich zur Verbesserung der Arbeitsorganisation beitrugen, be­faßten sich im IV. Quartal besonders mit dem Befehl 234.

Befehl 234 vom 9. Oktober 1947

Was war das? Schon wieder ein Befehl? Mißtrauisch und skeptisch wurde damals manches Gespräch einzelner Eisenbahner hinter den Schuppen­pfeilern geführt.

Befehl! Das klang manchen Ohren zu hart. Man hatte genug davon aus der befehlenden Hitlerzeit.

Befehl 234! Was besagte er? In diesem Befehl wurden die Werktätigen, die politischen Organisationen und die Gewerkschaften direkt ange­sprochen. Befehl! Gab es in einem militärisch besetzten Land einen ande­ren Verkehr mit den Besatzungsbehörden? Und was befahl man denn?

Man befahl das, was schon lange hätte getan werden müssen, wenn man aus der Not heraus wollte. Mehr produzieren, darum auch Produktions­befehl. Die Arbeit mußte besser organisiert und besser gestaltet werden. Eine Arbeitsordnung wurde eingeführt, der Arbeitsschutz verbessert, der Leistungslohn, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Urlaubsregelung, ärztliche Betreuung, Bezugscheine, Prämien, Zusatzessen, kurzum für die Werk­tätigen besser zu sorgen als bisher, das war befohlen.

War dieser Befehl eine Hilfe? Ja! Der Befehl 234 war eine große Hilfe; denn kein Betriebsleiter durfte nach Bekanntgabe des Befehls noch auf Durchführungsbestimmungen warten, sondern mußte handeln.

Die Kontrollorgane der SMAD gaben hierbei viele gute Ratschläge und Hilfe. Nicht unerwähnt sollte in diesem Zusammenhang der Ingenieur- Leutnant Sawitzki mit seinen Mitarbeitern bleiben, die am Aufbau der Eisenbahn im Wittenberger Bezirk großen Anteil haben, indem sie manches bürokratisches Hemmnis schnell beseitigten und den Werktätigen den Weg für schnellere Erfolge aufzeigten und freimachten.

Befehl 234, der erst im Monat November wirksam wurde, zeitigte bald die ersten Erfolge. Als Anerkennung erhielt das Bahnbetriebswerk am 22. De­zember 1947 als erstes Bahnbetriebswerk im Bezirk der Reichsbahndirek­tion Schwerin 85 Gutscheine über Textilien, Schuhe und sonstige Industrie­waren überreicht. Und warum? Weil das gestellte Soll, mit jeder Lok täg­lich 220 km zu fahren, überschritten, täglich 18 Güterzuglok bereitzustellen, auch übererfüllt wurde und an Werkzeugen und Geräten manches Stück produziert war.

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