Heft 
(1957) 4
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Kosten verursachten. Vor dem Kriege war Kyritz Garnisonstadt, es be­herbergte die Leib-Eskadron des 2. Kürassierregiments, die sogenannten Gelben Reiter. Einige dieser Soldaten entzogen sich der Gefangenschaft und fanden sich wieder bei ihren Familien ein, und der Kommandeur des Regiments, General von Beeren, hatte sein Ehrenwort gegeben, sich nicht mehr in die Kriegshandlungen einzumischen und ging in Kyritz spazieren. Im März 1807 befanden sich keine napoleonischen Truppen in Kyritz, die Stadt unterstand der Aufsicht des Kommandanten Lefebre, der in Perle­berg stationiert war, die Ordnung wurde von 5 Bürgern Kaufleuten und Handwerkersmeistern aufrecht erhalten, die von der Militärverwaltung als berittene Gendarme eingesetzt und mit Pistole und Säbel bewaffnet waren. Der Magistrat bestand aus drei ehrenamtlichen Bürgermeistern. 1. Bürgermeister war der Direktor des Gerichtes, Schräder, 2. ein Friedrich Wilhelm Krüger und 3. der 83jährige Apotheker Steininger, der aber wegen seines Alters nicht mehr amtierte. Ferner gehörte der Stadtkäm­merer Karl Friedrich Schulze zum Magistrat. Der 36jährige Schulze war ein Sohn des früheren Bürgermeisters und wohnte mit seiner Mutter vor dem Holzhausener Tore.

Schon damals machte der eben zum Rittmeister beförderte Schill von sich reden. Es hieß, er säße in Mecklenburg und sammle Truppen, um einen Partisanenkrieg gegen Napoleon zu führen, und plötzlich verbreitete sich in Kyritz das Gerücht, Schillsche Truppen, oder, wie die Kyritzer sagten, Schillianer seien im Anmarsch. Das war dem Magistrat sehr unange­nehm. Er sah die Gefahr für die Stadt, zwischen zwei Gewalten, die fran­zösische Militärverwaltung und ein preußisches Freikorps zu geraten, und wußte, daß dieSchillianer natürlich die Sympathie der Bevölkerung haben würden. Er ließ deshalb die Tore der Stadt schließen und mit un- bewaffneten Bürgern besetzen.

Am Abend des 31. März kamen von Teetz her auf einigen Leiterwagen auch tatsächlich etwa 30 preußische Soldaten vor dem Wusterhausener Tore an und begehrten Einlaß, der ihnen, entgegen dem ausdrücklichen Befehl des Magistrats, auch schnell gewährt wurde.

Die Kyritzer begrüßten die Landsleute mit Begeisterung, die für d:e Stadt Verantwortlichen sahen jedoch bald, daß es versprengte, völlig abgerissene Soldaten verschiedener Regimenter waren, die man als Befreier begrüßte. Einige hatten statt eines Koppels einen Strick um den Leib, und der Führer des Haufens, ein Wachtmeister Johann Fischer vom Regiment Blücher', trug einen französischen Offiziersdegen. Dieser Wachtmeister Fischer stammte aus Havelberg und hatte wahrscheinlich Freunde oder Ver­wandte in Kyritz. Vielleicht hatten ihn zwei der ehemaligenGelben Reiter, Fischer und Treu, die sich in der Stadt versteckt hielten, nach Kyritz geholt. Der Zweck seines Kommens wurde bald offensichtlich. Das Regiment von Beeren, eben dieGelben Reiter, hatte bei einem Schnei-

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