dermeister Metke Uniformen hersteilen lassen. Metke hatte, entgegen dem Befehl der französischen Kommandantur, die bei ihm lagernden Uniformstücke verheimlicht und nicht nach Perleberg abgeliefert, und diese wollte der Wachtmeister Fischer beschlagnahmen. Er ging in die Wohnung des Bürgermeisters Schräder, legte einen schriftlichen Befehl des „Oberstleutnants“ Schill vom 16. Februar 1807 vor, dessen Siegel bis zur Unkenntlichkeit beschädigt war. Wie schon erwähnt, war Schill erst im Februar 1807 Rittmeister geworden und wurde im Herbst 1807 Major. Schon dieser Fehler dürfte beweisen, daß der Befehl gefälscht war, auch hat Schill später bekundet, daß er weder den Befehl gegeben, noch das Beschlagnahmte erhalten habe.
In Schräders Wohnung kam es zu einer erregten Szene. Fischer drohte dem Bürgermeister, der sich gegen die Maßnahmen des rücksichtslosen Soldaten wehrte, der König werde mit einem Bataillon von Schinderknechten kommen und jedem den Kopf vor die Füße legen lassen, der eine unpreußische Gesinnung gezeigt hätte. Die Frau Schräders lag im Nebenzimmer im Wochenbett und mußte diese Auseinandersetzung mit anhören.
Währenddessen hatten Fischers Soldaten in der Stadt noch etwas anderes erfahren, was schließlich zu der Tragödie zweier völlig unschuldiger Männer führte.
In Kyritz hielt sich zu gleicher Zeit der Angestellte einer elsässischen Firma auf, der, wie er zunächst zugab, für die französische Armee Stroh und Vieh kaufen wollte. Dieser Kommissionär namens Hirsch wohnte bei dem Kaufmann Kersten in der Nähe des Wusterhausener Tores.
Er hatte 1500 Taler bei sich, mit denen er die gekauften Futtermittel bezahlen wollte. Man riet ihm, mit seinem Gelde aus Kyritz zu verschwinden, solange preußische Soldaten in der Stadt seien. Er lehnte das ab, sagte, es mache ihm nichts aus, wenn man ihm das Geld wegnähme, sein „Comptoi“ habe genug davon. Schließlich versteckte er aber einen Teil des Geldes in einem Stuhl im Wohnzimmer Kerstens, den Rest in einem Fäß- chen, das im Zimmer eines Bedienten der Familie Kersten, eines alten herrschaftlichen Dieners, namens Belitz, stand. Es ist nie herausgekommen, wer dieses Versteck verraten hat, vielleicht war es der alte Belitz, der damit eine patriotische Tat zu vollbringen glaubte. Als sowohl Hirsch wie auch Kersten das Haus gerade verlassen hatten, erschien Fischer mit einigen seiner Soldaten und wußte so gut Bescheid, daß er das versteckte Geld sofort fand. Die junge Frau Christiane Kersten, geborene Meier, setzte sich auf den Stuhl, in dem das Geld versteckt war und wurde gewaltsam beiseite gezogen und ebenfalls unpreußischer Gesinnung bezichtigt.
Kurz vor Mitternacht kamen dann alle Beteiligten auf dem Rathause zusammen, und Fischer ließ, da er die Hand in der Binde trug, von seinen Soldaten die Beschlagnahme der Waffen der Gendarme sowie der Uniformstücke und des Geldes quittieren. Hirsch weinte jetzt und schrie, das Geld
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