Heft 
(1957) 4
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Den ganzen Winter über hatten in den Häusern die Spinnräder geschnurrt und die Webstühle geklappert.

Große Leinenballen und Warbrollen waren für die Aussteuer fertig. Der Frühling war ins Land gekommen, und nun ging man daran, dem Leinen in einer Lauge von Buchenasche die Härte zu nehmen und ihm auf der Bleiche die schneeige Weiße zu geben. Da lohten überall auf den Herden die Feuer, und durch Unachtsamkeit brach am Morgen des 4. April auf dem Nickelschen Hof, heutige Besitzerin Fr. Stresow, geb. Nickel, Feuer aus. Die Sturmglocke gellte. Zwei Meilen im Umkreis blieb keine Feuerwehr zu Hause. Alle Hände packten zu. Doch der frische Westwind hatte leichtes Spiel, die Funken weiter zu treiben. Als der rote Hahn auf der Ostseite des Runds angekommen war, glaubte man die andere Hälfte des Dorfes ge­rettet. Doch da sprang der Wind um. Als die Nacht herniedersank, rauchten nur noch d'.e Trümmer. Nur die Kirche war stehengeblieben. Menschen und Tiere waren nicht verbrannt, aber ein großer Teil des Hausrates. Ein ganzes Dorf war obdachlos. In Klein-Breese, Weisen und Kuhblank wurden die Bauern einquartiert.

Nun sollte es an den Wiederaufbau gehen. Doch die enge Bebauung der alten Dorfstelle gab zu denken. Die Möglichkeit der Ausdehnung gab es nicht, da die Erhebung, auf der das Dorf gestanden hatte, zu klein war und das Land ringsum vom Hochwasser überflutet wurde. Bekanntlich wurde ja der heute die Felder schützende Bahndamm erst 1848 gebaut.

Da griff der damalige Landrat von Saldern ein. Er ordnete an, das Dorf sei 500 m nach Norden zu verlegen. Dort bot eine niedrige Dünenkette, die sogenannten Wulfsberge, Gelegenheit für eine großzügige Dorflage. Wir wissen nicht, wie viele Groß-Breeser sich gegen diese Anordnung ge­sträubt haben, aber daß es nicht ohne Kampf abging, steht fest. Schließlich siegte aber doch die Vernunft. Gebrannte Kinder scheuen ja das Feuer und sicher auch die landrätliche Gewalt.

Nach dem Plane des Landrates wurde nun eine 1000 m lange und 45 m breite Dorfstraße angelegt. Die Hofstellen der Kossäten wurden genau so groß wie die der Bauern, ebenso der Pfarrhof. Das Gut wurde nicht wieder aufgebaut. 13 Höfe lagen nun auf jeder Seite der Straße. Die Bauplätze für die Schule und Kirche blieben zunächst noch frei. 60 m ist jedes Grund­stück breit und 70 m tief. 20 m liegen die Gebäude der Nachbarn aus­einander.

Als die Baustellen abgesteckt und numeriert waren, erschien wieder der Landrat. 25 Lose hatte er mitgebracht. Der Pfarrhof wurde neben der Kirche aufgebaut, aber alle Bauern und Kossäten mußten um ihre Hof­stelle losen. Da konnte sich niemand den besten Platz aussuchen. Es ist nicht mehr festzustellen, wonach der Andrang größer war, nach der Nähe des Schulzenhofes, des Pfarrhofes oder des Erbkruges. Auch konnten durch die so erfolgte Neuverteilung der Nachbarn endlich die leidigen nach-

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