Heft 
(1957) 4
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ihrem Kinde als Begleiter mit auf den Lebensweg geben. Erfreulicherweise ist heute, wenigstens unter der Jugend, das Interesse für Bedeutung und Herkunft eines Namens recht rege.

Von den obigen sechs Taufnahmen sind vier altdeutsch: Fritz, ein Kurz­name zu Friedrich; Otto von Ottokar oder Ottomar, etwa ,Stammsitzhüter 1 oder .berühmter Besitzer 1 ; Gerhard der Speerstarke; Irma, Kurzform für Irmgard Irmin, ein germanischer Kultname -f gard ,Heim. Thomas, hebräisch, bedeutet Zwilling, Angelika, griechisch mit ital. Endung, be­deutet ,die Engelgleiche 1 .

Im Altertum, besonders schön sichtbar im Griechischen, gab es sinnvolle Namen, deren Bedeutung dem Träger vollbewußt war. Der Name stand in Beziehung zu Gott, so Theodor (griech.) .Geschenk Gottes 1 , Johannes (hebr.) I,Jehova ist gnädig 1 ; oder er sollte ein Ideal, eine gewünschte Eigenschaft andeuten, wie z. B. im Namen Sophokles (griech.) .durch Weisheit berühmt 1 , oder Alexander (griech.) ,der Männer abwehrt 1 .

Die alten germanischen Personennamen (PN) waren zweigliederige Voll­namen, die schon sehr früh zu kurzen Rufnamen werden konnten. So wurde z. B. Arnhold .waltender Adler 1 abgekürzt zu Arno, Gerohard zu Gero, Willohelm, .williger Beschützer 1 etwa, zu Willo, Dietorich .Volks­herrscher 1 zu Dieto, Amalaswintha, Amalberga .Retterin der Amaler* zu Amal(ie) u. a. m.

Die Sinnestiefe der altdeutschen PN ist uns nicht mehr gegenwärtig. Wie­wohl Mut unseren Vorfahren als oberste Tugend galt, so schätzten sie doch auch andere sittliche Werte sehr hoch, wofür der reiche Schatz alter und veralteter PN ein sprechender Beleg ist.

Hildebrand, -bert, -gard, Helmut, Hildrun, Hilde sind abgeleitet von hilt .Kampf 1 , in Hartwig, Hedwig steckt das alte wig .Kampf, in Gerhard, ab­gekürzt Gerd, ebenso in Gernot .Speerschwinger 1 , Gertrud, Gerlinde ent­

decken wir unschwer den ger, den leichten Speer.

Edle Gesinnung erwartet man von den Trägern der Namen Adalbert, Adolf, Adelheid, Klugheit von Reinhard, älter Raginhard ,der Ratsstarke 1 , Rein­hold, Rainer, Reingart; kühner Wille soll sich in Willibald bewahrheiten, Hilfsbereitschaft in Helferich, Kraft und Mut in Hartmut, Meinhard, Mecht hild = Mathilde, Richard; Lebensfreude legten die Eltern den Kindern in die Wiege, wenn sie ihnen Namen gaben wie Spiligern, Lustrich, Singi- fred u. a.

Die bis zum 15. Jahrhundert auch in der Prignitzer Landbevölkerung fest­verwurzelten altdeutschen Taufnahmen wurden allmählich durch kalender­mäßige PN lateinischen, griechischen oder hebräischen Ursprungs ver­drängt. In der vornehmen Welt waren fremde Namein bereits im 8. und 9. Jahrhundert Mode geworden. Wir finden da einen Augustus, Johannes, etwas später einen Christianus .Bekenner Christi 1 , eine Elisabeth u. a.

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