Heft 
(1957) 4
Seite
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schreibt man zusammen: Karlheinz, Hansfürgen, Hanswerner, oder Hanne­lore, Marianne, Anneliese usw.

Heute steht den Namengebern eine viel reichere Auswahl zu Gebote, als das vor 1900 der Fall war, da sich bei der Namenwahl eine gewisse Mono­tonie beobachten ließ. Vor hundert Jahren deckten 10 männliche und etwa ein Dutzend weibliche Vornamen vollauf den Bedarf; Einzelgänger waren seltem. Sehen wir uns heute in einer beliebigen Schule das Verzeichnis von 100 Schülern, sagen wir, des Jahrgangs 1939 an, so finden wir da 3540 ver­schiedene Jungennamen, obenan Manfred, Horst, Dieter, Klaus, Günter, Siegfried, Gerhard, fast alle deutschen Stammes. Unter 100 Mädchennamen in einer beliebigen Schule lassen sich mehr als 40 verschiedene Namen finden, deren häufigste Christa, Ingrid, Gisela, Ursula, Rosemarie sind Zwei Fünftel der Vornamen sind fremdländisch. Ihres Wohlklangs wegen erweisen sich antike Namen heute als begehrt: Angelika, Veronika, Melitta, Monika, Kornelia u. a.

Für das Aufkommen skandinavischer Namen läßt sich anhand der Tauf­bücher und der Geburtenregister der Standesämter die Zeit genau angeben. So verzeichnet Pritzwalk z. B. den Namen Sigrid schon 1918, Kyritz 1929, Putlitz 1935 und die Landgemeinden, soweit ich mich informieren konnte, seit 1941. Ingrid, als Name heute ein ausgesprochener Favorit, erscheint in Pritzwalk 1928, in Kyritz 1930, in Putlitz 1935, in Rehfeld 1943. Karin ist seit 1935 bekannt, Astrid seit 1944, Olaf standesamtlich schon 1941, im Taufregister 1953.

Der Neigung mancher Eltern, ihrem Kinde einen aparten, einmaligen Namen zu geben, damit es von der Masse der Altersgenossen absteche, der Neigung könnte der Standesbeamte als Berater entgegentreten und die Wahl der Eltern auf die Tausende vorhandener deutscher oder fremder Vornamen lenken, sie von nichtssagenden Neubildungen abhaltend. Begegnen uns doch Namen wie Gonda, Burgit (statt Birgit?), Dita, Birka, Karina (?), Harm. Ube (?). Gilda, Ria . . . Alle standesamtlich belegt.

Die neuzeitlich denkende Mutter in Lauchhammer, die im Oktober vorigen Jahres Vierlinge zur Welt brachte, nannte ihre Kinder natürlich Roswitha, Heidlinde, Regine, Frank.

Daß heute manche Namen dem Film entnommen sind, soil uns nicht weiter wundern: Angela, Pietra, Daniele, Marina, Manina, Bettine und ganz weit vorn Romy! So registriert in Unterfranken.

Ein Vater meldete seine Tochter als Petersilie an, was ihm der Standes­beamte ausredete, Jasmin aber ging durch. Duftig.

(Fortsetzung folgt)

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