Heft 
(1955) 9
Seite
266
Einzelbild herunterladen

Überhaupt bot die Kirche zu dieser Zeit ein ganz anderes Bild als heute. Ein Gestühl gab es damals nicht darin, singend und betend zogen die Pilger durch die Kirche bis zum Lettner, der durch­brochenen Trennwand zwi­schen Altarraum und dem Raum der Gemeinde. Die Wilsnacker Kirche soll einen hölzernen Lettner bis etwa 1800 gehabt haben, von dem herab zur Wallfahrerzeit die Monstranz mit den Wunderbluthostien gezeigt wurde. Die zahlreichen ho­hen Fenster des Langschif­fes waren wie man leicht erkennen kann wesent­lich größer und alle mit Glasmalereien geziert. Im Laufe der Zeit verrosteten die Fassungen und die Scheiben fielen heraus, so daß heute nur noch die Fen­ster des Chorraumes und das Fenster des nördlichen Querschiffes die Reste die­ser kostbaren Kunstwerke zeigen als im Jahre 1873 die Kirche renoviert wurde, sind u. a. verschiedene Emporen entfernt worden. Ferner soll die Kirche in früherer Zeit drei Orgeln gehabt haben, während heute nur noch eine mit dem Baujahr 1782 im Gebrauch ist. I

Im südlichen Querschiff finden wir noch einige Zeugen der Vergangenheit. Als ersten sehen wir eine Figur in Sandstein. Ihre Bedeutung ist un­bekannt. Dann lehnt an der Wand eine Grabplatte in der Form eines Fensterkreuzes. Ihr Eichenholz ist im Laufe der Zeit so hart wie Stein geworden. Die geschnitzte Inschrift darauf ist noch gut lesbar, sie lautet: Heinrich Dietrich, Bürgermeister allhie, selig entschlafen Anno 1598 des Sele Godt gnedig sei. Dieses Grabmal war sicher einmal in den Boden eingelassen, während zwischen den Balken Blumen gepflanzt waren. Bis zum Jahre 1815 war der Friedhof unmittelbar um die Kirche herum gelegen. Ebenfalls aus Holz ist ein Standbild, einen gekrönten, bärtigen

Aufn. A. Pieper

Johann läJöpelit?

Lebensgroßes Standbild in einem Pfeiler der Wunderblutkirche

266